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04.09.2024
In der Zeitschrift „Developmental Cell“ präsentiert die Forschungsgruppe Daten, die zeigen, dass blinde Zebrafische genauso gut sehen können wie zuvor und ihr Sehvermögen vollständig wiedererlangen, wenn sich ihre Sehzellen regenerieren. Das ist ein vielversprechendes Ergebnis für Wissenschaftler in der ganzen Welt, die daran arbeiten, erblindete Menschen mit neuen Sehzellen zu behandeln. Das können im Labor gezüchtete, transplantierte Sinneszellen sein oder auch Stammzellen, die in die Netzhaut des Auges eingesetzt werden und dort neue Sehzellen bilden.
Bisher hat man nur das Verhalten der Zebrafische auf Lichtreize erfasst, was keine genaue Auskunft darüber gibt, wie gut die Tiere wirklich sehen. Das Team um Prof. Michael Brand vom Zentrum für Regenerative Therapien an der TU Dresden hat deshalb Zebrafische genetisch so verändert, dass eine mikroskopische Messung der Aktivität ihrer Sehzellen mit ausgeklügelten Verfahren möglich war. So konnte es zeigen, dass die regenerierten Sehzellen auf Licht unterschiedlicher Wellenlängen reagierten und die Sinnesreize mit der gleichen Empfindlichkeit, Qualität und Geschwindigkeit wie die Sehzellen einer intakten Netzhaut weiterleiteten. „Dies bestätigte auf molekularer Ebene, dass der Fisch wieder vollständig sehen kann“, sagte Brand.
Bei Zebrafischen entstehen aus speziellen Stammzellen in der Netzhaut, den Müller-Gliazellen, neue Sehzellen. „Die Müller-Gliazellen in der Netzhaut von Säugetieren und Menschen sind denen des Zebrafischs sehr ähnlich. Unsere Zellen haben jedoch im Lauf der Evolution die Fähigkeit zur Regeneration verloren. Da sich die Zellen so ähnlich sind, könnte es möglich sein, ihr Regenerationspotenzial für therapeutische Anwendungen zu nutzen“, erläuterte Brand. Dafür war der Nachweis wichtig, dass die neuen Sinneszellen ebenso gut funktionieren wie die ursprünglichen.
Quelle: DOI 10.1016/j.devcel.2024.07.005