Dr. Karen Zoufal
|
26.04.2021
Viele Menschen haben Mühe, in einem überfüllten Raum mit Stimmengewirr ihr Gegenüber zu verstehen. Bei einigen Menschen mit Hörminderung könnte dies an einem Verarbeitungsproblem liegen, bei dem beide Ohren unterschiedliche Klänge miteinander vermischen. Das berichten Wissenschaftler im Fachmagazin „Journal der Association for Research in Otolaryngology“.
Die Ergebnisse der neuen Studie lassen vermuten, dass bei manchen Menschen mit Hörminderung sich verschiedener Geräusche aus beiden Ohren vermischen, so dass sie unverständlich werden. „Dies unterscheidet sich von dem, was normal hörende Menschen beim sogenannten ‚Cocktailparty-Effekt‘ haben“, sagte Prof. Dr. Lina Reiss von der Universität Oregon.
Das Team hatte elf Personen mit normalem Hörvermögen und zehn schwerhörige Menschen über Kopfhörer an jedem Ohr verschiedene Vokale gleichzeitig hören lassen, wobei unterschiedliche Tonhöhen und männliche und weibliche Stimmen verwendet wurden. Bei schwerhörigen Menschen war auch bei unterschiedlichen Stimmlagen eine unnormale Sprachverschmelzung beider Ohren zu beobachten. So kam es zum Beispiel dazu, dass ein kurzes, von einer Frau gesprochenes „o“ wie in „Sonne“ wie ein „i“ wahrgenommen wurde. Von einem Mann gesprochen wurde es dagegen wie ein „ä“ verstanden.
Die Wissenschaftler folgern daraus, dass eine Vermischung der verschiedenen Sinneseindrücke beider Ohren eine Erklärung für die Schwierigkeiten sein könnte, die schwerhörige Menschen beim Verstehen von Sprache in Stimmengewirr haben. Die Wissenschaftler halten dies für einen Durchbruch und sind zuversichtlich, dass das neue Wissen zu Therapien führt, mit denen sich die Sprachwahrnehmung bei Lärm gezielt verbessern lässt.
Quelle: DOI 10.1007/s10162-021-00790-7