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14.09.2023
Zur aktuellen Lage sagte Lauterbach: „Wir können Engpässe nicht komplett ausschließen, aber wir sind deutlich besser aufgestellt als im letzten Jahr.“ Das sei auch Dank der Bereitschaft der Industrie möglich geworden, deutlich mehr zu produzieren – teilweise um bis zu 100 Prozent mehr. Man sei aber jetzt an der „technischen Leistungsgrenze“. Trotzdem zeigte sich der Bundesgesundheitsminister zuversichtlich: „Wenn wir keine große Welle bekommen, glaube ich, werden wir des Problems Herr werden können.“ Das Gebot der Stunde sei: keine Hamsterkäufe, betonte Lauterbach. Ein kleiner Vorrat in der Hausapotheke sei angemessen, „das Horten ist einfach nicht sinnvoll“, so Lauterbach. Warnmeldungen zu drohenden Engpässen seien daher nicht hilfreich, weil dann unnötig gehortet werde.
Um Lieferengpässe in der Apotheke künftig besser zu managen, werde jetzt mit gelockerten Regeln zu Austausch und Herstellung „Rechtssicherheit und wirtschaftliche Sicherheit geschaffen“. So soll es Apothekern künftig unter anderem möglich sein, Darreichungsformen von Arzneimitteln ohne Rücksprache mit dem Arzt austauschen zu dürfen. Dies soll Lauterbach zufolge sehr schnell gehen: Die gesetzliche Änderung soll in einem aktuellen Gesetzesvorhaben zur Pflege untergebracht werden, das sich schon im parlamentarischen Verfahren befinde. Allerdings sind davon zunächst nur wenige Arzneimittel betroffen.
Lauterbach appellierte zudem an die Ärzte, keine Vorratsrezepte auszustellen. Eine „sparsame und evidenzbasierte Verschreibung“ zählt ebenso zum 5-Punkte-Plan wie die Zusage, bei erneuten Engpässen zusätzliche Importe zu ermöglichen. Ferner sieht der Plan vor, dass die Festbeträge bei den dringlichen Kinderarzneimitteln weiter ausgesetzt bleiben und Rabattverträge für Kinderarzneimittel ausgeschlossen sind.
„Apotheken an der Belastungsgrenze“
Lauterbach will auch den Informationsfluss verbessern und kündigte an, dass eine „High-Level-Gruppe“ in seinem Ministerium eingerichtet werden. Die Verbände der Haus- und Kinderärzte, der Apotheker und der Industrie sollten direkt an diese zentrale Stelle berichten, wie es um die Versorgungslage bestellt ist. „Dadurch werden wir zu jedem Zeitpunkt wissen, wo wir stehen.“
Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V., erinnerte zudem daran, dass die Apotheken in der aktuellen Situation bereits an der Belastungsgrenze seien. Aber die Teams vor Ort fühlten sich den Patientinnen und Patienten tief verbunden und sähen es als ihre Pflicht an, die Versorgung zu sichern. Der Berufsstand benötige dazu aber auch die Unterstützung des Ministeriums. Die Patientinnen und Patienten müssten hinnehmen, dass es manchmal etwas länger dauere. „Geduld, Vertrauen, Flexibilität sind nötig, um Lösungen zu finden.“ Immerhin habe ihr der Minister den Apotheken jetzt dauerhafte und weiterreichende Austauschmöglichkeiten zugesichert. Man erwarte, dass das vom BMG eingehalten werde, so die ABDA-Präsidentin.