GesundheitspolitikArzneimittel

Existenznot bei Apotheken: „Die Situation ist mehr als dramatisch“

NAS  |  15.04.2024

Die Arzneimittelversorgung in Deutschland wird immer löchriger: Allein im vergangenen Jahr haben in Deutschland knapp 500 Apotheken ihren Betrieb eingestellt. Die Situation sei „mehr als dramatisch“, berichten die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, die Landesapothekerkammer Thüringen (LAKT) und der Thüringer Apothekerverband (ThAV) auf einer gemeinsamen Pressekonferenz.

Schild von einer Apotheke.
Der Weg zur nächsten Apotheke wird für viele Menschen immer weiter, gerade in ländlichen Regionen Deutschlands.
© Cineberg/iStock Editorial

„Unsere Patientinnen und Patienten müssen immer weitere Wege zur nächstgelegenen Apotheke zurücklegen. Mit der Arzneimittelberatung, eigenen Herstellungen, Nacht- und Notdiensten, Impfungen und den pharmazeutischen Dienstleistungen bieten die Apotheken aber Leistungen an, die die Menschen in ihrer wohnortnahmen Umgebung unbedingt benötigen“, sagt ABDA-Präsidentin GabrieleOverwiening. „Die Situation ist mehr als dramatisch. Im vergangenen Jahr ist auf Bundesebene die Arzneimittelversorgung in der Größe Thüringens verschwunden. Das bedeutet, dass rein rechnerisch zwei Millionen Menschen ihre wohnortnahe Apotheke verloren haben und nun sehr wahrscheinlich weitere Wege haben. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiß von dieser bedrohlichen Entwicklung, unternimmt aber rein gar nichts, um die Apotheken zu stabilisieren.“

Schließungswelle rollt weiter

„Wir haben die Talsohle der Apothekenzahlen auch in Thüringen noch nicht erreicht“, ergänzt Stefan Fink, der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes (ThAV). Der Apotheker sieht keine Anhaltspunkte für eine Besserung der Lage: „Diese negative Entwicklung ist schon lange absehbar und sie hat zwei entscheidende Ursachen – uns fehlen erstens junge Apothekerinnen und Apotheker, weil trotz hoher Nachfrage zu wenige Studierende ihr Pharmaziestudium beginnen können und zweitens ist das System der Apothekenvergütung chronisch unterfinanziert. Die Politik weiß das, scheut aber die notwendigen Schritte, weil sie andere Schwerpunkte innerhalb der GKV-Finanzierung an den Apotheken vorbei setzt. Die Alternative ‚Nichtstun‘ und Warten hat deutlich gravierendere Folgen – den spürbaren Verlust von Versorgungsqualität.“

Apothekerschaft kündigt neue Proteste an

In den vergangenen Monaten haben die Standesvertretungen der Apothekerschaft zahlreiche politische Gespräche auf Bundes- und Landesebene geführt. Eine Stärkung der Apotheken sei nach wie vor nicht abzusehen. ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening kündigt daher an: „Um die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung und somit deren Gesundheit zu sichern, werden wir Apothekerinnen und Apotheker unsere Anliegen und die berechtigten Interessen der Patientinnen und Patienten in den kommenden Wochen deutlich sichtbar vertreten. Im Rahmen unserer neuen Dachkampagne „Gesundheit sichern. Die Apotheke.“ werden wir unsere Patientinnen und Patienten direkt in den Apotheken über die bedrohliche Lage informieren. Wir werden den Menschen auch die Möglichkeit geben, sich im Rahmen einer bundesweit angelegten Umfrage zum Zustand Ihrer Arzneimittelversorgung zu äußern. Die Bundesregierung muss verstehen, dass der Erhalt der Arzneimittelversorgung wichtiger ist als Nebelkerzen, wie etwa Gesundheitskioske.“ ThAV-Vorsitzender Fink und Ronald Schreiber, Präsident der Thüringer Apothekerkammer (LAKT) ergänzen: „Wenn es sein muss, werden wir auch wieder laut werden und für und mit unseren Patientinnen und Patienten auf die Straße gehen.“

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