GesundheitspolitikApotheke

„Apotheken vor Ort auch in Zukunft unverzichtbar“

Peter Erik Felzer  |  18.12.2020

Ab dem 1. Januar 2021 hat die Spitzenorganisation der Apothekerschaft hat eine neue Präsidentin. Dann führt Gabriele Regina Overwiening die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. Die Redaktion sprach mit ihr über die Arbeit in Zeiten von Corona, Frauen in Führungspositionen und die Bedeutung der Apotheke vor Ort.

Frau Gabriele Regina Overwiening in der Apotheke.
Die Apothekerin Gabriele Regina Overwiening aus Reken, Nordrhein-Westfalen, ist die neue Spitze der deutschen Apothekerschaft.
© AKWL

aponet.de: Frau Overwiening, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zu ihrer Wahl! Mit Ihnen steht erstmals eine Frau an der Spitze der Apothekerschaft. Eine überfällige Entwicklung?

Overwiening: Ich freue mich darüber, dass die Delegierten mich mit sehr großer Mehrheit gewählt haben. Der Umstand, dass ich eine Frau bin, hat dabei, glaube ich, keine große Rolle gespielt. Aber über 70 Prozent der Apothekerschaft in Deutschland sind weiblich. Da ist es nur konsequent, wenn auch an der Spitze der Bundesvertretung jetzt eine Präsidentin steht.

aponet.de: Nicht nur ihre Wahl fand unter Coronabedingungen statt. Wie sehen Sie die Arbeit der Apotheken in den Zeiten der Pandemie?

Overwiening: Die Apotheken leisten in der Pandemie wichtige Versorgungsaufgaben und haben dadurch an öffentlichem Image und an Profil in der Politik weiter gewonnen. Wir sind im ersten und zweiten Lockdown für unsere Patienten da gewesen, haben Desinfektionsmittel hergestellt, Masken ausgegeben und aus schwierigen Situationen das Beste gemacht.

aponet.de: Laut einer aktuellen Umfrage der ABDA zeigen sich die Bundesbürger mit den Apotheken auch während der Corona-Pandemie sehr zufrieden. Da könnten Sie eigentlich zufrieden sein?

Overwiening: Die Zufriedenheit und das Vertrauen der Patienten bekommen wir im Apothekenalltag gespiegelt. Und das macht die Arbeit in der Offizin für mich auch so sinnstiftend. Das heißt aber nicht, dass alles in Ordnung ist; Apotheken sind mit einer Menge Probleme konfrontiert.

aponet.de: Die Zahl der Apotheken sinkt weiter. Wo sehen Sie die Gründe?

Overwiening: In den letzten fünfzehn Jahren ist die Zahl der Apothekeninhaber um mehr als ein Viertel zurückgegangen. Das hat verschiedene Gründe: Harter Wettbewerb zwischen den Betrieben, aber auch zwischen Präsenzapotheken und Versandhandel, fehlende Planungssicherheit hinsichtlich der gesetzlichen Rahmenbedingungen und eine schwierige Nachwuchssituation zählen dazu.

aponet.de: Drei Viertel der Apotheken erwarten eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten zwei bis drei Jahren. Blicken Sie auch so pessimistisch in die Zukunft?

Overwiening: Nein, ich bin von meiner Natur her Optimistin. Ich kann zwar die skeptischen Kolleginnen und Kollegen verstehen, bin aber überzeugt, dass die Apotheken vor Ort auch in Zukunft unverzichtbar sind. In einer alternden Gesellschaft gibt es mehr Arbeit als genug für alle Gesundheitsberufe. Für die  Apotheken wird das Aufgabenspektrum breiter werden. Natürlich muss man sich darauf einlassen.

aponet.de: Ein anderes wichtiges Thema für die Apotheken und ihre Kunden: Lieferengpässe von Arzneimitteln. Was lässt sich dagegen unternehmen?

Overwiening: Die Ursachen von Lieferengpässen sind vielfältig. Manche muss man international angehen. Zum Beispiel sollten wir unsere Abhängigkeit von der Arzneimittelproduktion in Asien reduzieren und die Herstellung von Wirkstoffen wieder teilweise nach Europa bringen. Manches kann man auf nationaler Ebene regeln. Je mehr individuelle pharmazeutische Entscheidungsfreiheiten Apotheker zum Beispiel im Umgang mit Rabattarzneimitteln haben, desto besser können sie ihre Patienten bei Lieferengpässen versorgen.

aponet.de: Seit Ende November 2020 gibt es das Apothekenstärkungsgesetz. Wie wirkt sich dies auf die Kunden in den Apotheken aus?

Overwiening: Die wichtigste Neuerung wird für die Patienten ab 2022 zu spüren sein. Dann werden neue pharmazeutische Dienstleistungen eingeführt. Es gibt nach wie vor erhebliche Versorgungsdefizite, die wir damit angehen können. Wir wollen die Risiken bei der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Medikamente eindämmen, die Therapietreue der Patienten verbessern und die Verhütung bzw. Früherkennung von Volkskrankheiten ausbauen. Die Details müssen wir mit den Krankenkassen verhandeln. Ich hoffe, die ziehen mit.

aponet.de: Vielen Dank für das Gespräch!

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