10.08.2017
Eine Pilzinfektion des Auges ist besonders kompliziert, weil die Pilze oft resistent gegen Medikamente sind. "Anders als bei vielen anderen Pilzinfektionen sind hier oft junge, gesunde Patienten betroffen“, sagt Professor Oliver Kurzai von der Universität Würzburg. Die Folgen können laut dem Experten dramatisch sein: Sehr häufig seien Hornhaut-Transplantationen nötig, in schlimmen Fällen bestehe der letzte Ausweg darin, das infizierte Auge operativ zu entfernen und durch ein Glasauge zu ersetzen. Erstmals liegen jetzt für Deutschland Daten über Hornhaut-Infektionen durch Pilze vor. Kurzais Team hat sie Ende Juli 2017 mit Partnern aus ganz Deutschland im Journal of Clinical Microbiology veröffentlicht. Ein klares Ergebnis daraus: „Der wichtigste Risikofaktor ist das Tragen weicher Kontaktlinsen“, sagt Kurzai.
Der Experte rät daher eindringlich, die Hygieneregeln im Umgang mit weichen Kontaktlinsen zu beachten. Ansonsten könnten Schimmelpilze die Linsen kontaminieren und die Hornhaut des Auges infizieren. Die Betroffenen bemerken das meist durch eine starke Rötung des Auges, teils erhebliche Schmerzen und eine Sehverschlechterung. Wichtig sei zum Beispiel, die Linsen im Behälter mit der Aufbewahrungsflüssigkeit nicht an einen sonnigen, warmen Fensterplatz stellen, die Flüssigkeit nicht mehrfach oder länger als vorgeschrieben zu verwenden und Kontaktlinsen nicht länger zu tragen als vorgesehen.
Für die Studie wurden insgesamt 22 Fälle analysiert, die von Augenärzten ans Nationale Register für Pilzkeratitiden (Hornhaut-Infektionen durch Pilze) gemeldet wurden. Bei ihren Analysen haben die Fachleute verschiedene Schimmelpilze der Gattung Fusarium als Verursacher der Infektionen identifiziert. „15 der 22 Fälle waren ganz klar Infektionen mit diesen Schimmelpilzen“, sagt Kurzai. Bei neun Patienten waren Hornhauttransplantationen nötig, bei dreien musste das Auge operativ entfernt werden. Bei den übrigen sieben der 22 Patienten hatten die Beschwerden entweder bakterielle oder andere, harmlosere Ursachen. Aus statistischer Sicht sind 22 Fälle eine ungenügende Datenbasis. „Wir appellieren darum an alle Augenärzte, möglichst viele Proben von Verdachtsfällen ans Register für Pilzkeratitiden zu schicken, damit die Datenbasis immer besser wird“, so Kurzai. „Mit Hilfe des Registers wollen wir unter anderem analysieren, welche Therapien besonders erfolgreich sind und mit welchen Erregern wir es überhaupt zu tun haben.“
JMU/NK