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06.12.2024
Unter Federführung der Republikanischen Partei erarbeitete ein Ausschuss des US-amerikanischen Repräsentantenhauses einen Bericht mit dem Ziel, auf zukünftige Pandemien vorbereitet zu sein und in künftigen Notfällen rechtzeitig adäquat zu reagieren. Jetzt legte der Ausschussvorsitzende der Republikaner, Brad Wenstrup, die Ergebnisse der zweijährigen Arbeit vor, die in einem 520 Seiten starken Abschlussbericht zusammengefasst sind.
Der Bericht basiert auf Interviews und Anhörungen sowie der Sichtung unzähliger Dokumente. Der Ausschuss zieht teils harte Schlüsse. Dem öffentlichen Gesundheitssystem der USA wird teilweise Korruption attestiert, und die Ausschussmitglieder halten einen Laborunfall als die wahrscheinlichste Ursache für den Ausbruch der Pandemie. Vor allem die folgenden fünf Argumente sprechen nach Ansicht der Ausschussmitglieder für die Theorie eines Laborunfalls:
- Das Virus besitzt ein biologisches Merkmal, das in der Natur nicht zu finden ist. Dabei handelt es sich um die wichtige Furin-Erkennungsstellen, die man bisher bei keinem anderen Alpha- oder Beta-Coronavirus gefunden hat.
- Zudem sind wohl alle Covid-19-Fälle auf eine einzige Übertragung auf den Menschen zurückzuführen. Im Gegensatz dazu kannte man bei früheren Pandemien mehrere Spillover-Ereignissen.
- In Wuhan, wo die ersten Krankheitsfälle auftraten, befindet sich das führende Coronavirus-Forschungslabor. Dokumente zeigen, dass in diesem Labor die als gefährlich eingestuften Gain-of-Function-Experimente ohne ein zureichende Biosicherheitsniveau durchgeführt wurden.
- Forschende des Wuhan Institute of Virology (WIV) erkrankten im Herbst 2019 an einem Covid-ähnlichen Virus, Monate bevor Covid-19 auf dem Tiermarkt in Wuhan entdeckt wurde.
- Gäbe es nach fast allen wissenschaftlichen Maßstäben einen natürlichen Ursprung des Virus, wäre dieses Virus bereits früher aufgetaucht.
Diese Fakten sind alle bekannt. Dennoch sind sich internationale Experten uneinig, welche Schlüsse daraus zu ziehen sind. Auch der vorliegende Bericht liefert somit keine Beweise für die These, dass SARS-CoV-2 seine fatalen Eigenschaften durch genetische Manipulationen im Wuhan Institute of Virology erlangt hat.
Bericht ist von fraglicher Qualität
Zudem ist der Bericht ganz offensichtlich stark politisch gefärbt. Dies wird besonders deutlich dadurch, dass kurz nach Veröffentlichung des offiziellen, vom Ausschutzvorsitzenden unterzeichneten Berichts, ein Parallelbericht der demokratischen Abgeordneten unter den Ausschussmitgliedern erschien.
In diesem Bericht werden vielen Schlussfolgerungen aus den Untersuchungen eindeutig widersprochen. Somit reflektieren die Ergebnisse der beiden Abschlussberichte ziemlich genau die verhärteten politischen Positionen, die die USA während der frühen Phase der Pandemie begleiteten, und die sicherlich nicht primär dem Ziel dienten, eine Extremsituation für die Bevölkerung optimal zu managen.
Experten uneinig über den Ursprung
Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch viele internationale Wissenschaftler vertreten nach wie vor die Meinung, dass das Virus von Tieren in China auf Menschen übertragen wurde. Erst Mitte September dieses Jahres erschien eine große Arbeit im Fachjournal „Cell“, in der genetische Daten präsentiert werden, die eine Übertragung des Virus von Tieren auf Menschen zumindest nicht unwahrscheinlich erscheinen lassen. Aber auch diese Studie beweist weder die eine noch die andere Hypothese.
Das gilt auch für eine Studie, deren Ergebnisse in dieser Woche auf einem Meeting in Awaji, Japan, vorgestellt wurden, über die das Wissenschaftsmagazin „Nature“ berichtet. Danach verdichten sich die Hinweise, dass zu der Zeit, als die ersten Covid-19-Fälle beschrieben wurden, auch mit Coronaviren infizierte Tiere auf dem Markt vorhanden waren.
Noch immer sucht man nach der Tierart, von der aus das Virus auf den Menschen übergesprungen war. Diese könnte anhand von Proben vom Tiermarkt gefunden werden, die offensichtlich jetzt vorliegen. Zu den Tieren, von denen die Proben stammen, gehören der Amerikanische Nerz (Neogale vison), das Hermelin (Mustela erminea), der Larvenroller (Paguma larvata), eine in Süd- und Südostasien verbreitete Art der Schleichkatzen, Waschbärhund (Nyctereutes procyonoides), Rotfuchs (Vulpes vulpes) und Schweinsdachs (Arctonyx collaris).
Aber selbst wenn in den Geweben Signaturen gefunden würden, die auf eine Immunreaktion als Konsequenz einer Infektion hindeuten, würde die nicht den Nachweis des Virus in den Geweben ersetzen, um eine zoonotische Genese der Pandemie abzusichern.
Quellen: AFTER ACTION REVIEW OF THE COVID-19 PANDEMIC: The Lessons Learned and a Path Forward; Partisan Probes Over Pandemic Prevention and Prepareness; DOI: 10.1016/j.cell.2024.08.010