30.08.2018
Sich bei anderen zu bedanken, ist etwas, von dem beide profitieren: Der Dank gibt sowohl dem Sender als auch dem Empfänger ein gutes Gefühl. Der Frage, warum wir dies dann nicht häufiger tun, sind Forscher der University of Texas at Austin nachgegangen. In drei Experimenten baten sie Studienteilnehmer, jemandem, der ihnen etwas Gutes getan hatte, einen kleinen Dankesbrief zu schreiben und anschließend die Reaktion des Adressaten einzuschätzen. Im Gegenzug berichteten die Empfänger, wie sie sich tatsächlich gefühlt hatten. Es zeigte sich, dass die Briefeschreiber in allen Versuchsszenarien überschätzten, wie peinlich berührt sich der Empfänger durch die freundliche Geste fühlen würde. Dagegen unterschätzten sie die überraschende und positive Wirkung eines solchen Briefes, so das Ergebnis, das in der Fachzeitschrift Psychological Sciences veröffentlicht wurde.
Diese Fehleinschätzung sei vermutlich der Grund, warum Menschen im Alltag nicht häufiger ihre Dankbarkeit ausdrückten, so die Forscher. Kluge Entscheidungen orientierten sich daran, wie der Wert einer Handlung eingeschätzt werde. Ergo könne das Unterschätzen des Wertes, wie im Fall des Dankesagens, Menschen davon abhalten, dies häufiger zu tun. „Ich glaube nicht, dass es etwas Gesellschaftliches ist“, sagt Studienautor Amit Kumar. Es sei vielmehr fundamentaler und gehe darauf zurück, wie der menschliche Verstand arbeite und wie wir uns selbst und andere einschätzten.
Dankbare Gefühle häufiger niederschreiben und abschicken - das solle man viel öfter tun, so das Fazit der Forscher. Man benötige nur ein paar Minuten, um einen ehrlichen Brief zu verfassen, so Kumar. Ein geringer Aufwand, dessen Nutzen größer sei, als man erwarte.
HH