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16.01.2023
Neben seiner Arbeit als Kabarettist beschäftigt sich Nuhr als studierter Kunstwissenschaftler mit Fotografie und stellt seine Bilder weltweit aus. Das mag auf den ersten Blick so gar nicht mit der Bühnenwelt zusammenpassen. Aber Nuhr erklärt: „Kunst hat etwas sehr Stilles, Individuelles, die Arbeit ist einsam, geradezu mönchisch. Das kommt mir sehr entgegen. Für Teamarbeit bin ich nicht geeignet. Ich habe – wie jeder Mensch – auch eine ernste Seite. Die Bilder sind völlig humorlos. Es ist wichtig, das Leben mit Humor zu betrachten, aber gleichzeitig ist es auch ernst. Die existentiellen Dinge des Lebens – Liebe, Schicksal, Tod – sind ernste Themen. Ich finde es wichtig, als Künstler das Leben in seiner ganzen Bandbreite zu betrachten. Teilweise mit Humor, teilweise ohne.“
Und irgendwie sieht er hier auch die Brücke zu seinem Kabarettisten-Leben: „Darauf beruht zum Teil mein Humor, dass ich tiefer bohre und dann den Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit offenbare.“ Der Umgangston hat sich verändert, beklagt Nuhr: „Früher konnte man etwas in den Raum stellen und schauen, was passiert. Auch Irrtum war erlaubt. Heute gibt es Versuche der Überwältigung, Forderungen, den Andersdenkenden mundtot zu machen. Da wird Hass sichtbar, der früher nicht an die Oberfläche kam.“ Die Debattenkultur habe sich verschlechtert. Abweichende Meinungen würden oft nicht mehr als andere Bewertung eines Themas aufgenommen, sondern als böse oder dumm abgewertet. Nuhr: „In den sozialen Medien herrscht ein Ton, den es früher nur bei Zusammenrottungen gab, wenn die Leute mit der Mistgabel vor dem Stadttor standen.“
Nuhr hat auch eine Erklärung, dafür, warum ausgerechnet das Thema Corona manche Menschen dazu brachte, komplett abwegige Meinungen zu vertreten. „Viele Menschen neigen dazu, sich die Welt so weit zu vereinfachen, bis sie sich alles erklären können. Die Welt ist jedoch meist viel komplexer als das, was wir uns zusammenreimen. Und wenn etwas wie Corona kommt, schicksalhaft, dann halten die Menschen das nicht aus. Sie suchen Schuldige, auch wenn es keine gibt. Verschwörungstheorien sind im Grunde verzweifelte Versuche zu erklären, was nicht zu erklären ist.“
Das komplette Interview mit Dieter Nuhr lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Apotheken Magazins vom 15. Januar 2023. Online lesen Sie das Interview ab dem 1. Februar 2023 hier. Viele weitere Interviews mit Prominenten rund um die Gesundheit gibt es ebenfalls bei aponet.de.