Ehrenamt: Zeit für andere

Viele Senioren möchten sich ehrenamtlich betätigen, wissen aber nicht, wie. Hier fahren Sie mehr.

Viele Senioren möchten sich ehrenamtlich betätigen.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich zu engagieren - zum Beispiel als Lesepate für Kinder.
© Kirill Kedrinski - Fotolia

"In Deutschland engagieren sich rund 30 Millionen Menschen ehrenamtlich – Tendenz steigend", berichtet Nikolaus Sigrist von der Akademie für Ehrenamtlichkeit in Berlin. Die Akademie setzt sich seit mehr als 20 Jahren für gute Rahmenbedingungen für das freiwillige Engagement ein (siehe Infokasten). "Dabei hat der Sport klar die Nase vorn. Aber auch im Bereich Gesundheit oder Kultur setzen sich sehr viele ein", betont Sigrist. Beispiele seien hier Rotes Kreuz und Rettungsdienste beziehungsweise Chöre, Theater- und Musikgruppen.

Wer braucht mich?

Die Möglichkeiten, sich zu engagieren, sind fast unbegrenzt. Wichtig sei es, herauszufinden, was einem liegt. "Der Spaß ist laut Umfragen tatsächlich die Hauptmotivation fürs Ehrenamt", so der Experte. "Senioren geben außerdem an, dass sie Interesse daran haben, mit Menschen aus unterschiedlichen Generationen zu tun zu haben." Und das in vielen Bereichen. Nicht nur viele Sportvereine brauchen Unterstützung und profitieren von jahrelanger Erfahrung in einer Sportart. Wer nicht mehr so mobil ist, kann sich auch in Kindergärten oder Schulen engagieren, Lesepatenschaften übernehmen oder in der Schulbibliothek aushelfen. Auch im Bereich Integration gebe es ständig neue Herausforderungen und die Möglichkeit, mit Familien aus anderen Kulturkreisen zu arbeiten.

Aber es müssen auch nicht immer neue Welten erschlossen werden: "Viele Senioren leisten auch gern Nachbarschaftshilfe bei anderen älteren Menschen, die nicht so mobil oder manchmal auch einsam sind." Ehrenamt heißt nicht nur, sich um seine Mitmenschen zu kümmern. Oft spielt auch das Know-how eine Rolle, das man aus persönlichen und beruflichen Erfahrungen mitbringt.
Sigrist: "Es geht beim Ehrenamt um weit mehr als Kuchenbacken. Man kann sich ja auch im Projektmanagement, der Öffentlichkeitsarbeit oder im Bereich Fundraising einsetzen. Viele Organisationen und Vereine sind für Unterstützung in diesen Belangen sehr dankbar."

Wo finde ich Angebote?

Oft fehlt es allerdings an Wissen, wo man sich tatsächlich engagieren kann. Ganz klassische Anlaufstellen: Wohlfahrtsverbände und die Kirchen. Aber auch die 650 000 Vereine in Deutschland, vom Kleingartenverein über Tierschutzgruppen bis zum Eine-Welt-Laden freuen sich über jegliche Unterstützung.

Jedoch ist es für viele ein Hemmschuh, aktiv auf Vereine zuzugehen, nachzufragen und eventuell keine interessante Tätigkeit zu finden. Sigrist: "Wo man entsprechende Angebote findet, hängt immer auch vom Standort ab. In vielen Städten gibt es sogenannte Freiwilligenagenturen. Diese erheben den Bedarf der Organisationen, die mit Ehrenamtlichen arbeiten und stellen die Informationen zur Verfügung." Das könne manchmal ganz klassisch in Ladenlokalen mit Aushängen zu freien Stellen der Fall sein. Manchmal gebe es die Angebote aber auch online.

"Mein Tipp ist, im Internet nachzuschauen, ob es in der eigenen Region eine Freiwilligenagentur gibt", empfiehlt Sigrist. Ansonsten sei es auch möglich, bei der Stadt oder der Gemeinde anzurufen und zu fragen, wo es entsprechende Angebote gebe.

Katrin Faßnacht-Lee

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