05.12.2017
Ein warmer Tag am Strand, Sand rieselt durch die Finger – und gleichzeitig zig Milliarden von Bakterien. Dies ergaben Untersuchungen von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen, die sich mit der Besiedlung von Sandkörnern befasst hatten.
Wie aus der Untersuchung von Sandproben von der Nordsee hervorging, leben auf jedem Körnchen Sand zwischen 10.000 und 100.000 Mikroorganismen. Das bedeutet, dass ein einzelnes Sandkorn so viele Einwohner haben kann wie Flensburg oder Kaiserslautern, verdeutlichen David Probandt und Kollegen. Wie sie in der Fachzeitschrift Environmental Microbiology berichten, besiedeln die vielen Tausend Bakterien die Sandkörner allerdings nicht gleichmäßig. Während exponierte Flächen so gut wie unbesiedelt seien, tummelten sich die Bakterien in Rissen und Kuhlen. „Dort sind sie gut geschützt“, erklärt Probandt. „Wenn die Sandkörner vom Wasser umströmt und herumgewirbelt werden und aneinander reiben, finden die Bakterien in solchen Einbuchtungen ein sicheres Plätzchen.“ Auch vor Räubern, die die Oberfläche der Sandkörner nach Nahrung abgrasen, seien sie so einigermaßen sicher.
Doch nicht nur die Anzahl, auch die Vielfalt der Bakterien ist beeindruckend. „Auf jedem einzelnen Sandkorn fanden wir tausende verschieden Arten von Bakterien“, so der Mikrobiologe. Während manche Bakterien nur vereinzelt auftreten, finden sich manche Arten und Gruppen von Bakterien auf allen untersuchten Sandkörnern. Letztere machen mehr als die Hälfte der Sandkorn-Bewohner aus. „Wir vermuten, dass diese bakteriellen ‚Stammspieler’ auf jedem Sandkorn eine ähnliche Funktion ausüben“, erklärt Probandt. „Jedes Korn hat quasi die gleiche grundlegende Besetzung und Infrastruktur.“ Unter anderem weil die verschiedenen Bakterien unterschiedlichste Substanzen aus dem Wasser verarbeiten, spielen sandliebenden Bakterien eine bedeutende Rolle für das Ökosystem Meer und die weltweiten Stoffkreisläufe.
HH