04.04.2012
Es ist eine psychologische Tatsache: Wenn wir versuchen, uns in jemanden anderen hineinzuversetzen, gehen wir normalerweise davon aus, dass die andere Person genauso fühlt wie wir. In der Sprache der Psychologen heißt das "wir spiegeln" oder "Projektion". Das Gehirn hat dafür übrigens ganz eigene Zellen – die Spiegelneurone. Sie befähigen uns, mitzufühlen – im wahrsten Sinne des Wortes. Doch die Studie zeigt, dass es Grenzen dieses "Mit-Gefühls" gibt: Selbst unter extremen Umständen erweitern wir unsere Projektion nicht auf Menschen, die eine andere politische Meinung haben. Mit anderen Worten: Unterschiedliche politische Ansichten stellen eine so tiefe Kluft zwischen Menschen dar, dass das Mitgefühl sie nicht überwindet.
Für die Studie hatten die Forscher unter anderem zwei Gruppen von Menschen mit unterschiedlichen politischen Ansichten eine kurze Geschichte vorgelegt. Es ging in der Geschichte um einen Wanderer, der sich bei einer Bergtour verirrt und weder Wasser, noch etwas zu Essen, noch Ersatzkleidung mit sich führt. Einmal war der Wanderer ein linksgerichteter Demokrat, der sich für die Rechte Homosexueller einsetzt, einmal ein Republikaner mit Werten wie traditioneller Heirat.
Bei übereinstimmender politischer Ansicht froren die Menschen mit dem Wanderer mit, bei unterschiedlicher politischer Einstellung spürten die Testpersonen vorwiegend ihre eigene klimatische Umgebung. Dies könnte eine überraschende Grenze für unsere Fähigkeit zeigen, uns in Menschen, von denen wir uns stark unterscheiden oder deren Gesinnung wir nicht teilen, hineinzufühlen.
HH