Eigentlich müssten Apotheker in Abwandlung des bekannten Schlagers "Gelb, gelb, gelb blüht der Enzian" singen. Nicht, dass Heino den blauen Enzian frei erfunden hätte, aber für Heilzwecke werden traditionell die unterirdischen Teile der gelb blühenden Variante (Gentiana lutea) verwendet. Sie enthalten einen großen Anteil Bitterstoffe, die wohltuend auf den Magen-Darm-Trakt wirken.
Nicht nur die Farbe der Blüten, sondern auch die Größe der Pflanzen unterscheidet sich erheblich. Während der blaue Enzian nur etwa zehn Zentimeter hoch wird, gilt der gelbe Enzian mit einer Höhe von bis zu 1,50 Metern als eine der stattlichsten Pflanzen des Alpenraums. In Deutschland steht er unter Naturschutz. Da Anbauprojekte bisher nur sehr geringen Ertrag liefern, stammt der größte Teil der Enzianwurzeln für die Arznei- und die Branntweinherstellung aus Wildsammlungen in Frankreich, Spanien, Italien oder vom Balkan.
Die Bitterstoffe aus den Wurzeln steigern sowohl den Speichelfluss als auch die Magensaftsekretion. Daher kommt Enzian vor allem bei Appetitlosigkeit, Völlegefühl oder Blähungen zum Einsatz.
Experten raten allerdings, bei Magenbeschwerden den Enzianschnaps lieber im Regal stehen zu lassen, weil der Alkohol einen angegriffenen Magen noch zusätzlich reizen würde. Stattdessen lieber mehrmals täglich eine Tasse Enziantee trinken: zur Appetitanregung vor den Mahlzeiten, bei Verdauungsbeschwerden danach. Für den Tee ein Gramm (ein knapper Teelöffel voll) Enzianwurzeln mit 150 Millilitern kochendem Wasser überbrühen und nach 10 bis 15 Minuten abseihen.