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Experten warnen vor neurologischen Schäden durch Lachgas

ZOU  |  25.03.2024

Lachgas wird immer häufiger als Partydroge verwendet. Es gilt als vermeintlich risikoarm, da die Wirkung bereits nach wenigen Minuten nachlässt – das sei jedoch ein Trugschluss, warnen Mediziner: Derzeit berichten Kliniken vermehrt von Menschen mit schweren, unklaren neurologischen Beschwerden oder Blutbildstörungen nach dem Konsum von Lachgas.

Kartusche mit Lachgas.
Lachgas ist für die Gesundheit alles andere als harmlos, warnen Neurologen.
© Ian_Redding/iStockphoto

N2O (Distickstoffmonoxid), umgangssprachlich als Lachgas bekannt, hat eine berauschende Wirkung. Es reduziert Angst und Anspannung und führt zu Glücksgefühlen bis hin zu Halluzinationen. Der Konsum steigt insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Von 2022 bis 2023 habe sich beispielsweise in Nordrhein-Westfalen die Zahl der dem Landeskriminalamts bekannten Missbrauchsfälle mehr als verdreifacht.

Der Konsum ist nicht ungefährlich, warnen die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und die Deutsche Hirnstiftung in einer Pressemeldung. Zum einen seien die Gaskartuschen bei der Verwendung extrem kalt (bis zu -55° C), sodass bei direkter Inhalation schwerste Verletzungen an Fingern oder Lippen möglich sind. Auch Lungenrisse durch den hohen Druck des sich ausdehnenden Gases seien möglich.

Zudem könne der Konsum zu einer Reihe an schweren neurologischen Folgen führen. Sie reichen von Bewusstlosigkeit über Lähmungserscheinungen bis hin zu hypoxischen Hirnschäden. Bei chronischem Konsum kommt es zu Störungen im Zellstoffwechsel, wodurch ein funktioneller Vitamin-B12-Mangel entstehe. Dieser könne schwere hämatologische Schäden verursachen, aber auch neurologische Störungen wie Rückenmarkschäden und periphere Neuropathie. Werde der B12-Mangel nicht rechtzeitig erkannt, seien diese Folgen mitunter nicht mehr umkehrbar.

Lachgas-Konsum wird unterschätzt

„Wir sehen in der Klinik immer mehr Menschen, die mit neurologischen Akut-, Subakut- oder Spätfolgen ärztlichen Rat suchen. Den Lachgaskonsum erwähnen sie in der Regel bei Erstvorstellung nicht, wohl auch, weil die meisten gar keinen Zusammenhang herstellen, erst recht, wenn es sich um Spätfolgen handelt“, erklärte Prof. Gereon Fink. Köln, Vorstandsmitglied der Deutschen Hirnstiftung und ehemaliger Präsident der DGN.

Dabei sei die Offenheit des Patienten für eine schnelle Diagnose entscheidend, da der funktionelle Vitaminmangel meistens nicht direkt im Blut nachweisbar ist, sondern erst bei Bestimmung weiterer Stoffwechselmarker auffällt. „Je früher die Diagnose bekannt ist und eine Therapie begonnen werden kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass keine Schäden bleiben“, so der Experte. Insgesamt werden nach Ansicht der DGN und der Deutschen Hirnstiftung die Gefahr durch Lachgas unterschätzt; die wenigsten Menschen wissen, dass sie schwere, möglicherweise auch lebenslange Folgen davontragen können.

In Deutschland sind Verkauf und Konsum von Lachgas nicht verboten. In anderen Ländern hingegen, wie in den Niederlanden oder Großbritannien, wurde es bereits als Droge eingestuft, in Frankreich ist der Verkauf an Minderjährige verboten. „Es ist an der Zeit, großangelegte Informationskampagnen zu starten, um auf die Gefahren von Lachgas hinzuweisen und gerade die junge Bevölkerung zu sensibilisieren“, so Prof. Peter Berlit, Generalsekretär der DGN.

Quelle: DOI 10.1503/cmaj.230196

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