09.01.2015
Bakterien, die gegenüber Antibiotika Resistenzen entwickeln, und diese somit wirkungslos bleiben lassen, sind zunehmend ein Problem. Dies macht die Suche nach immer neuen antibakteriellen Wirkstoffen erforderlich. Ein Forscherteam aus den USA, Großbritannien, vom Uniklinikum Bonn und vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) hat nun einen vielversprechenden Kandidaten gefunden. Der Clou: Er wirkt gegen ein breites Spektrum von Krankheitserregern und verursacht nach ersten Tests keine Resistenzen.
Das Antibiotikum mit dem Namen Teixobactin ist eine Substanz, die wiederum selbst von einem Bakterium – und zwar dem Bodenbakterium „Elefhtheria terrae“ – produziert wird. Keine Seltenheit, produzieren doch zahlreiche Pilze und Bakterien Hemmstoffe, um mit anderen Mikroorganismen zu konkurrieren. Teixobactin wirkt, indem es die Bakterien beim Aufbau ihrer schützenden Zellwände stört. Dieser Wirkmechanismus ist zwar nicht neu, besonders an dem jetzt gefundenen Wirkstoff ist allerdings, dass er die Zellwandsynthese nicht wie andere Antibiotika nur an einem Punkt wie mit einer gezielten Gewehrkugel attackiert. Teixobactin wirkt wie ein Schrotschuss und greift den Schutzschild der Bakterien an vielen Punkten an. Das erklärt auch, weshalb das neuartige Antibiotikum vermutlich keine Resistenzen verursacht. Forschungsteam-Mitglied Dr. Tanja Schneider vom DZIF sagt: „Teixobactin greift an vielen entscheidenden Stellen in den Aufbau der Zellwand an und macht bakterielle Anpassungsstrategien nahezu unmöglich.“
Auf Elefhtheria terrae war das Forscherteam gestoßen, als es ihm mit einem speziellen Kultivierungsverfahren gelang, bislang unerforschte und unkultivierbare Bodenbakterien mit Hilfe ihres natürlichen Substrats im Labor zu isolieren. Teixobactin erwies sich dann gegen ein weites Spektrum häufiger sogenannter Gram-positiver Bakterien als sehr wirksam. Einziger Wermutstropfen: Bislang ist der antibakterielle Wirkstoff nur bei Mäusen getestet. Die Verträglichkeit und Wirksamkeit beim Menschen muss für Teixobactin erst noch in klinischen Tests erwiesen werden.
FH