26.01.2015
Was man von Freunden erwarte, sei, dass sie einen in einem positiven Licht sehen, so Joshua Jackson von der Washington Universität in St. Louis. „Freunde sind aber auch scharfe Beobachter, wenn es um Charakterzüge geht, die uns früh ins Grab bringen können“, stellt der Psychologe fest. Der Langzeitstudie zufolge geben Persönlichkeitsmerkmale, die jemand in den Mittzwanzigern hat, einen Hinweis auf seine voraussichtliche Lebensdauer in einem Zeitraum von 75 Jahren. Und eben jene Merkmale erkennen Freunde offenbar viel besser als die Person selbst. Männliche Studienteilnehmer, die in den 1930er Jahren von ihren Freunden als offener und gewissenhafter eingeschätzt wurden, lebten demnach länger, wie die Forscher online im Fachjournal Psychological Science berichten. Gleiches galt für Teilnehmerinnen, denen von ihren Freunden ein hohes Maß an emotionaler Stabilität und Freundlichkeit attestiert wurde.
Dies könnte daran liegen, dass sich gewissenhafte Männer wahrscheinlich gesünder ernähren, eher den Rat befolgen, sich regelmäßig zu bewegen und riskante Verhaltensweisen, wie Autofahren ohne Sicherheitsgurt, vermeiden, vermutet Jackson. Emotional stabile Frauen könnten im Gegensatz dazu besser darin sein, Ärger, Ängste oder Depressionen abzuwehren. Das Attribut der Freundlichkeit hänge vielleicht mit den Geschlechterrollen der damaligen Zeit zusammen. Dafür müsste man die Studie in 75 Jahren noch einmal wiederholen, so Jackson.
Der Grund dafür, dass Freunde gesundheitsrelevante Charakterzüge an uns besser erkennen, als wir selbst, könnte damit zusammenhängen, dass Freunde Seiten wahrnehmen, die man selbst nicht sieht. Da eine Person zudem meist mehrere Freunde habe, lasse sich darüber hinaus ein genaueres Charakterbild erstellen, als wenn die Informationen nur von einer Person, nämlich der Person selbst, stammen, so die Forscher.
HH