13.10.2017
G8 oder G9 – welche Schulform auf dem Weg zum Abitur ist die bessere? Dieser Frage ist ein Forscherteam der Universitäten Dortmund und Marburg nachgegangen. In zwei Studien verglichen sie die Ergebnisse eines IQ-Tests bei 15- und 16-jährigen Jugendlichen. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden in der Oktober-Ausgabe der Fachzeitschrift „Cognitive Development“ veröffentlicht.
Das Ergebnis: G9-Schüler schnitten in beiden Studien in fast allen Bereichen besser ab als G8-Schüler. Dies zeigte sich auch dann, wenn die Forscher die Altersunterschiede statistisch herausrechneten. „Zudem ist bei Jugendlichen der reine Alterseffekt auf die Intelligenzentwicklung nebensächlich. Die Unterschiede können also nicht vollständig durch das jüngere Alter der G8-Schüler erklärt werden“, erläutert Linda Wirthwein, akademische Rätin an der TU Dortmund. Laut den Autoren weisen die Ergebnisse darauf hin, dass eine längere Schulzeit für die sogenannten intelligenznahen Fähigkeiten eine wichtige Rolle spielt und mit einer „echten“ Steigerung der Intelligenz einhergeht.
Wie genau die längere Beschulung Fähigkeiten wie logisches Schlussfolgern oder das Kurzzeitgedächtnis fördert, lässt sich aus den Daten selbst nicht schlussfolgern, es gibt jedoch Vermutungen darüber. Demnach begegnen Schüler im Laufe ihrer Schulzeit vielen geistigen Herausforderungen sowie verschiedenen Lehrern und müssen sich einer Reihe von Anpassungsprozessen stellen. „In diesen Prozessen findet das Denken immer stärker losgelöst von den eigentlichen Aufgaben statt. Im Laufe der Jahre wird abstrakteres Denken immer mehr unterstützt und eingeübt“, erklärt Sebastian Bergold, Juniorprofessor für Kinder- und Jugendpsychologie an der TU Dortmund und Erstautor der Studie. „Ein Jahr mehr Beschulung kann diesen Prozessen folglich auch mehr Raum geben.“ Um die Ergebnisse abzusichern, seien jedoch größer angelegte Studien notwendig.
NK