Wieso erkranken Mädchen häufiger als Jungen an einem Harnwegsinfekt?
Teerling:
Harnwegsentzündungen gehören zu den häufigsten bakteriellen Infektionen im Kindesalter. Sie treffen vor allem Mädchen. Die weibliche Harnröhre ist kürzer. Bakterien können so leichter bis zur Blase aufsteigen. Zu den wichtigsten Symptomen zählen das Brennen beim Wasserlassen und ein Druckgefühl in der Blase. Bei kleinen Kindern können auch Einnässen, Fieber oder Bauchschmerzen auf einen Harnwegsinfekt hinweisen.
Kann man einem Infekt vorbeugen?
Teerling:
Warme Spätsommertage verleiten Kinder häufig dazu, trotz kalter Füße noch barfuß herumzulaufen, nasse Badesachen anzubehalten oder sich ohne Unterlage auf den Boden zu setzen. Dadurch kann der Unterleib unterkühlt werden. Ob dies tatsächlich ein erhöhtes Infektionsrisiko mit sich bringt, ist derzeit nicht objektiv geklärt. Wichtig ist ganz sicherlich Hygiene nach dem Toilettengang, um einem Infekt vorzubeugen. Mädchen sollten sich von vorne nach hinten, also von der Harnröhre zum Darmausgang, säubern. Der Darm bildet ein Reservoir für die Keime, die die häufigsten Erreger für Harnwegsinfektionen sind. Bei Jungen reicht das Reinigen des Penis mit klarem Wasser.
Wie sieht die Behandlung aus?
Teerling:
Bei einer beginnenden Blasenentzündung lindert Wärme die Schmerzen und entspannt die Muskulatur. Auch wenn das Wasserlassen schmerzhaft ist, sollte das Kind möglichst viel trinken, um die Durchspülung der Blase zu unterstützen. Vor allem kleinere Patienten erhalten umgehend Antibiotika. Dies ist besonders von Bedeutung, da es sich bei den Harnwegsinfektionen, anders als bei Atemwegsinfektionen, praktisch immer um bakterielle Infektionen handelt. Sie sollten so lange eingenommen werden, wie der Arzt es fest gelegt hat. Generell gilt: Den Besuch beim Kinder- und Jugendarzt nicht hinauszögern. Wenn schädliche Keime aus der Harnblase in die Nieren aufsteigen, kann es zu einer Nierenbeckenentzündung kommen. Dies kann zur Narbenbildung im Nierengewebe und zu Spätfolgen im Erwachsenenalter führen.
PEF