03.08.2018
„Bei dem Verfahren wird das Blut auf zwei Biomarker untersucht, die Proteine UCH-L1 und GFAP“, erläutert Professor Peter Biberthaler, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM). „Je nachdem, in welcher Menge sie im Blut auftraten, konnten wir vorhersagen, ob eine Blutung im Gehirn vorlag.“ Die Ergebnisse, die im Fachblatt Lancet Neurology veröffentlicht wurden, legen nahe, dass sich die Zahl der CT-Scans bei Verdacht auf Schädel-Hirn-Traumata mit dem neuen Bluttest um etwa ein Drittel reduzieren ließe.
Die aktuelle Standardmethode, um festzustellen, ob eine CT-Untersuchung nötig ist, ist eine Reihe von Tests, die einen Wert auf der sogenannten Glasgow-Skala liefern. Getestet wird beispielsweise, ob Unfallopfer die Augen selbständig öffnen oder sich problemlos artikulieren können. Für die aktuelle Studie hatte ein internationales Forschungsteam unter Mitwirkung der TUM zusätzlich das Blutserum von mehr als 1.900 Patienten in Notaufnahmen in den USA und Europa untersucht. Der überwiegende Teil dieser Patienten hatte laut der Glasgow-Skala keine oder nur leichte Beeinträchtigungen. Bei allen 671 Teilnehmern der Studie, bei denen der Bluttest negativ war, bestätigte sich das Ergebnis auch in der CT-Untersuchung: Es waren keine Verletzungen nachweisbar. Der Test lieferte bei 99,6 Prozent dieser Patienten eine verlässliche Vorhersage, so die Forscher. Umgekehrt hatten allen Patienten, die im CT eine schwerere Verletzung zeigten, auch im Test positive Werte.
CT-Untersuchungen sind nicht nur mit hohen Kosten verbunden, sie bedeuten auch immer eine Belastung mit Röntgenstrahlung. „Beides ist selbstverständlich besser, als Risiken einzugehen“, sagt Biberthaler. „Wenn sich eine unnötige Untersuchung vermeiden lässt, profitieren jedoch alle.
TUM/HH