02.01.2017
Manche Risikofaktoren, denen man das nicht gleich ansieht, können dazu beitragen, dass mehr Menschen zu Tode kommen. Aktuell deutet beispielsweise eine Studie aus den USA darauf hin, dass es in Krankenhäusern so etwas wie einen „Nachbar-Effekt“ zu geben scheint.
Verschlechtert sich der Zustand eines Patienten dramatisch, steigt offenbar das Risiko für dessen Nachbarn an, dass es ihnen ebenso ergeht. Dies berichten Forscher der University of Chicago im Fachblatt JAMA. Kam es bei einem Patienten einer typischen Krankenhausstation mit 20 Betten zu einem Herzstillstand oder musste ein Patient auf die Intensivstation verlegt werden, erhöhte sich bei den anderen Patienten der Station das Risiko für eine Verschlechterung ihres Zustandes. Innerhalb von sechs Stunden nach einem kritischen Ereignis, stieg die Gefahr, dass es bei einem weiteren Patienten zu einer vergleichbaren Krise kam, um 18 Prozent, schreiben die Forscher. Gab es zwei solcher Ereignisse erhöhte sich das Risiko sogar um 53 Prozent.
Für Krankenhausärzte sollte dies als Weckruf dienen, meint Studienautor Matthew Churpek. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass Ärzte, nachdem sie sich um den kritischen Zustand eines Patienten gekümmert haben, routinemäßig alle Patienten einer Station überprüfen sollten. Ein solcher Check gehöre quasi mit auf die ärztliche To-do-Liste nach einem medizinischen Notfall. Glücklicherweise seien solche Ereignisse insgesamt allerdings selten vorgekommen, sagen die Mediziner. Von etwa 84.000 Krankenhauspatienten, die zwischen 2009 und 2013 in die Klinik der Universität eingewiesen worden waren, mussten ihnen zufolge rund 4.100 auf die Intensivstation verlegt werden, 179 erlitten einen Herzstillstand. Eine der möglichen Ursachen für die erhöhte Gefahr für Bettnachbarn von Notfall-Patienten könnte darin liegen, dass Ärzte und Krankenpfleger durch die Notfallversorgung vorübergehend abgelenkt seien, vermuten die Mediziner. Weitere Studien seien nötig, um die genaue Ursache für diesen Effekt aufzudecken.
HH