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28.03.2024
Um Alzheimer zu erkennen, werden spezielle Gedächtnistests unter Anleitung einer medizinischen Fachkraft durchgeführt. Die untersuchten Personen müssen dabei schriftlich oder im Zwiegespräch Aufgaben lösen: sich zum Beispiel Wörter merken und wiederholen, spontan möglichst viele Begriffe zu einem bestimmten Thema nennen oder nach Vorgaben geometrische Figuren zeichnen.
Es hätte einige Vorteile, wenn man solche Tests auch selbstständig zu Hause durchführen könnte, erläutert Prof. Emrah Düzel, Neurowissenschaftler am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) in Magdeburg: „Solche Testungen ohne Aufsicht würden helfen, klinisch relevante Gedächtnisstörungen im Frühstadium zu erkennen und Krankheitsverläufe engmaschiger zu erfassen, als es heute möglich ist. Angesichts jüngster Entwicklungen in der Alzheimer-Therapie und neuer Behandlungsmöglichkeiten wird eine frühzeitige Diagnose immer bedeutsamer“, so Düzel.
App mit klinischer Untersuchung vergleichbar
Der Wissenschaftler arbeitet auch für das Start-up „neotiv“, das in Kooperation mit dem DZNE eine App entwickelt hat, die solche eigenständigen Gedächtnistests ermöglicht. In einer Studie mit 199 Frauen und Männer im Alter über 60 Jahren habe sich gezeigt, dass die App mit klinischen Untersuchungen vergleichbar sei und leichte kognitive Beeinträchtigungen mit hoher Genauigkeit erkennt. „Die Testung mit der neotiv-App ist interaktiv und umfasst drei Arten von Gedächtnis-Aufgaben. Damit werden jeweils unterschiedliche Bereiche des Gehirns angesprochen, die in verschiedenen Phasen einer Alzheimer-Erkrankung betroffen sein können. Dahinter steckt langjährige Forschungsarbeit“, erläutert Düzel.
Der Experte erläutert die Vorteile der App: Deuten die Ergebnisse des digitalen Tests darauf hin, dass eine für Alzheimer typische Gedächtnisstörung vorliegt, ebne dies den Weg für weitere klinische Untersuchungen. Liege die Gedächtnisleistung im altersspezifischen Normalbereich, könne man vorerst Entwarnung geben.
Die App werde bereits in der Alzheimer-Forschung verwendet und inzwischen auch als diagnostisches Hilfsmittel für Arztpraxen zur frühzeitigen Erkennung leichter kognitiver Beeinträchtigungen angeboten. Zudem sind weitere Untersuchungen mit größeren Studiengruppen geplant.
Quelle: DOI 10.1038/s41746-024-00999-9