Auf alten Dorfplätzen stehen vielfach stattliche Linden. Im Schatten dieser Dorflinden spielte sich einst das gesellschaftliche Leben des Orts ab, und im Mittelalter wurde unter ihrem Blätterdach bisweilen auch Gericht gehalten. Kein Wunder, dass diesem für die Gemeinschaft wichtigen Baum auch Heilkräfte zugeschrieben wurden.
Die Blüten der Sommer- sowie der Winterlinde (Tilia platyphyllos beziehungsweise Tilia cordata) werden seit langer Zeit gegen Erkältungen eingesetzt. Lindenblütentee gilt als das klassische Mittel, um einen Infekt "auszuschwitzen". Zudem sollen Zubereitungen aus Lindenblüten harntreibend wirken, müde machen und sogar Magenbeschwerden lindern. Nicht alle Wirkungen hielten der modernen wissenschaftlichen Überprüfung stand. Für viele ließen sich bisher keine experimentellen Beweise erbringen, lediglich der positive Effekt bei Erkältungen ist heute anerkannt.
Die schweißtreibende Wirkung der Lindenblüten kann bei fiebrigen grippalen Infekten von Nutzen sein. Die mit pflanzlichen Arzneimitteln befasste Kommission E des ehemaligen Bundesgesundheitsamts hat Lindenblüten darüber hinaus bei Erkältungskrankheiten mit trockenem Reizhusten empfohlen. Für Blätter und das Holz des Baums konnte bisher keine gesundheitsfördernde Wirkung nachgewiesen werden. Für den Lindenblütentee werden zwei Gramm der getrockneten Blüten (etwa ein gehäufter Teelöffel) mit einer Tasse kochendem Wasser überbrüht und nach fünf bis zehn Minuten abgeseiht. Zweimal täglich eine Tasse trinken, lautet der Rat von Fachleuten.