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09.02.2022
Bei drei Männern zwischen 29 und 41 Jahren, deren Beine nach einem Unfall vollständig gelähmt und gefühllos waren, wurden in einer Operation Schrittmacher im Bauchbereich eingesetzt. Deren Elektroden wurden an Regionen des Rückenmarks angeschlossen, die für die Aktivierung der Rumpf- und Beinmuskulatur wesentlich sind. Die Elektroden wurden dann mit einer Software gekoppelt, die individuell an den Zustand und die Gegebenheiten des Rückenmarks jedes Patienten angepasst war.
Die Software ist über ein Tablet und kleine Fernbedienungen zu bedienen, und mit ihr können Patienten und Physiotherapeuten auf einfache Weise halbautomatische Stimulationsprogramme einrichten. Diese ermöglichen dann eine Vielzahl von Bewegungen.
Bereits zehn Tage nach der Operation begann die Reha, und schon nach einem Tag konnten die Patienten mit der neuen Technologie laufen. Sogar Treppen steigen und Schwimmen war nach und nach möglich. „Dank dieser Technologie konnten alle drei Patienten unmittelbar nach der Operation aufstehen und gehen“, sagte Dr. Jocelyne Bloch vom Universitätsspital Lausanne. Keiner von ihnen hatte Schmerzen oder Nebenwirkungen durch die Stimulation. Die Mediziner weisen aber darauf hin, dass man beim Wiedererlangen der Bewegungen durch die Technologie keine Wunder erwarten darf, sondern dass es sich um ein Prozess handelt, bei dem die Patienten anfangs viel körperliche Unterstützung benötigen.
Jedes Jahr erleiden bis zu einer halben Million Menschen weltweit eine schwere Rückenmarksverletzung, meist infolge eines Sturzes, eines Verkehrsunfalls oder durch Gewalt.
Quelle: DOI 10.1038/s41591-021-01663-5