Dr. Karen Zoufal
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16.12.2020
Zwischen einem Mangel an Testosteron und einer erhöhten Sterblichkeit gibt es klare Zusammenhänge, wie Experten auf dem virtuellen Andrologie-Kongress berichten. „Vor allem müssen wir die Fruchtbarkeit des Mannes neu bewerten und als Indikator für die Männergesundheit ansehen“, sagte Prof. Dr. Sabine Kliesch, Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie an der Westfälischen Wilhelms-UniversitätMünster. „Wir wissen heute, dass die Fruchtbarkeit ein Fenster zur Gesundheit des Mannes ist und unfruchtbare Männer im späteren Leben deutlich häufiger Begleiterkrankungen entwickeln, die ihre weitere Lebenserwartung beeinflussen.“
So werden Männer mit geringer Spermienzahl häufiger aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Krankenhaus behandelt. Auch das Krebsrisiko ist bei Männern erhöht, die zu wenige, fehlgeformte oder zu wenig bewegliche Spermien aufweisen.
Testosteronmangel und Covid-19
Eine interessante Beobachtung, die auf dem Kongress präsentiert wurde, war auch ein Zusammenhang des Testosteronspiegels mit dem Verlauf einer Covid-19-Erkrankung: Bei Testosteronwerten über 5 nmol/l kam es zu 95 Prozent zu einem günstigen Verlauf. Bei einem nur um 1 nmol/l niedrigeren Wert stieg die Wahrscheinlichkeit für einen ungünstigen Verlauf bereits um 42 Prozent. Normalerweise liegt der Testosteronspiegel bei erwachsenen Männern morgens über 8 nmol/l.