ZOU/NK
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09.11.2021
Eine Coronavirus-Infektion kann offenbar auch zu Problemen mit der Erektion und der Fruchtbarkeit führen. Das berichteten US-amerikanische Forschende um Dr. Andrea Sansone von der Universität Rom bereits im Juli 2020 im „Journal of Endocrinological Investigation“. Diese Beschwerden können auch monatelang anhalten und unterschiedliche Ursachen haben. Als potenzielle Ursachen kommen eine Schädigung des Blutzuflusses zum Penis, Testosteronmangel, psychischer Stress oder eine Verschlechterung der Lungenfunktion und der Herz-Kreislauf-Gesundheit infrage.
Schädigung des Blutzuflusses
Eine potenzielle Ursache, nämlich die Schädigung des Blutzuflusses zum Penis, konnte bereits von einem Forschungsteam um Eliyahu Kresch von der University of Miami im Juli 2021 nachgewiesen werden. Die Wissenschaftler hatten Gewebeproben von zwei Patienten mit schwerer erektiler Dysfunktion (ED) untersucht, die aufgrund der Beschwerden künstliche Schwellkörper in den Penis transplantiert bekamen. Beide Männer waren zuvor an Covid-19 erkrankt gewesen. In den Proben entdeckten die Forschenden extrazelluläre Viruspartikel in der Nähe der Endothelzellen der Blutgefäße, die in Proben von nicht-infizierten Männern, die als Vergleich dienten, nicht vorhanden waren. Die RNA des Coronavirus konnte auch mittels PCR in den Proben der Genesenen nachgewiesen werden, obwohl die eigentliche Infektion schon lange zurücklag. Die Ergebnisse sind im Juli im „World Journal of Men’s Health“ erschienen.
Das SARS-CoV-2-Virus könne demnach auch lange nach überstandener Infektion noch im Penis bestehen bleiben, folgern die Forscher. Die durch das Virus verursachten Schäden an den Blutgefäßen könnten die Durchblutung des Penis stören und somit zu einer erektilen Dysfunktion führen. Dass SARS-CoV-2 Blutgefäße schädigen kann, ist von anderen Organen schon lange bekannt.
Testosteronmangel nach Covid-19
Daneben könnte die Virusinfektion auch über einen Testosteronmangel zu Erektionsstörungen führen. Darauf weist eine Untersuchung von Forschenden um Andrea Salonia vom Krankenhaus IRCCS Ospedale San Raffaele in Mailand, Italien, hin, die Ende August im Journal „Andrology“ erschien. Das Team hatte 121 Männer, die aufgrund von Covid-19 im Krankenhaus behandelt worden waren, bis zu sieben Monate nachbeobachtet. Innerhalb der sieben Monate nach Krankenhausentlassung stiegen die Testosteronspiegel bei fast 90 Prozent der untersuchten Männer von einem niedrigen Level aus wieder an, bei 10 Prozent fielen sie aber weiter ab, berichtet das Team. Bei immerhin 55 Prozent der Männer waren die Spiegel nach sieben Monaten noch so gering, dass man von einem Testosterondefizit sprechen müsse. Je mehr Vorerkrankungen bei der Krankenhausaufnahme bestanden hätten, desto niedriger sei die Chance, dass die Testosteronspiegel sich wieder erholten. Ein Testosteronmangel kann zu Problemen mit der Potenz und der Libido führen.
Zusätzlich kann eine Coronainfektion auch über psychische Mechanismen die Potenz beeinträchtigen. So kann der durch die SARS-CoV-2-Infektion ausgelöste Stress, aber auch Angst oder depressive Verstimmung, das Sexualleben stören. Insgesamt sind Erektionsstörungen aber offenbar eine recht seltene Folge der Coronainfektion. Einer Analyse von Forschenden aus Kolumbien zufolge, berichten 3 Prozent der 100 befragten Long-Covid-Patienten von entsprechenden Beschwerden.
Quellen:
DOI 10.1016/j.autrev.2021.102947, 10.1111/andr.13097, 10.5534/wjmh.210055, 10.1007/s40618-020-01350-1