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21.05.2024
SARS-CoV-2, der Erreger von Covid-19, kann das Innere der Augen infizieren, auch wenn die Infektion über die Lunge und nicht durch das Auge erfolgte. Dazu kommt es, wenn das Virus „von innen“ die Zellen befällt, die die Blut-Netzhaut-Barriere bilden. Mit der Zeit werden die kleinen Blutgefäße in der Netzhaut dann zunehmend geschädigt, berichtet die Forschungsgruppe in der Fachzeitschrift „PLOS Pathogens“.
„Nach Corona-Infektion zum Augenarzt“
Prof. Pawan Kumar Singh von der Universität Missouri sagte: „Früher haben sich Forschungsarbeiten hauptsächlich damit beschäftigt, was beim Kontakt der Coronaviren mit der Augenoberfläche passiert. Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass SARS-CoV-2 auch bei einer Infektion über die Atemwege das Auge erreichen und dort eine entzündliche Reaktion in der Netzhaut auslösen kann. Je länger Virusreste im Auge verbleiben, desto höher ist das Risiko einer Schädigung der Netzhaut und einer Beeinträchtigung der Sehfunktion. Wir empfehlen Personen, die an Covid-19 erkrankt waren, die Netzhaut vom Augenarzt auf krankhafte Veränderungen untersuchen zu lassen.“
Man weiß schon länger, dass Viren und Bakterien die Blut-Netzhaut-Schranke bei immungeschwächten Menschen durchbrechen können. Dies ist die erste Forschungsarbeit, die darauf hinweist, dass Coronaviren diese Barriere auch bei Gesunden durchbrechen können. Die Forschenden vermuten, dass Menschen mit Bluthochdruck oder Diabetes ein höheres Risiko für Augenprobleme haben und dass es selbst bei symptomlosen Infektionen zu Augenschäden kommen könnte.
„Jetzt wo wir das Risiko für die Netzhaut durch Covid-19 kennen, wollen wir die Mechanismen besser verstehen, wie dieses Virus die Blut-Netzhaut-Schranke durchbricht. Wir hoffen, damit Therapien zur Vorbeugung und Behandlung entwickeln zu können, bevor das Sehvermögen beeinträchtigt wird“, sagte Singh.
Quelle: DOI 10.1371/journal.ppat.1012156