Pharmazeutin Jasmin Bönninghausen
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01.03.2023
Microgreens, das klingt ein bisschen wie Gemüse aus dem Reagenzglas. Dabei beschreibt das Wort "Micro" nur den Zustand, in dem das Pflänzchen geerntet wird, nämlich sehr klein. Es handelt sich um Keimlinge, die man schon als wenige Tage alte Pflanze verzehrt. Sie lassen sich vielseitig zubereiten, zum Beispiel in Salat, auf einer Scheibe Brot oder zu Ofenkartoffeln.
So geht’s: Microgreens selbst züchten
Je nach Pflanze brauchen die Samen unterschiedliche Substrate, in denen sie wachsen − spezielle Matten oder ein Vlies. Außerdem benötigen sie genug Wasser und Licht. Ist die eigene Fensterbank nicht hell genug, gibt es spezielle LED-Lampen mit Tageslichtspektrum. Direkt in der prallen Sonne zu stehen, mögen die Pflänzlein nicht so gerne. Die kleinen Blätter sind sehr empfindlich und drohen zu verbrennen. Die optimale Temperatur beträgt 18 bis 22 Grad. Nach 8 bis 20 Tagen kann man sie bei einer Größe von etwa 2,5 bis 7,5 Zentimetern mit ihren kleinen Blättchen ernten.
Als bekanntestes Beispiel der Microgreens gilt die Kresse. Aber auch Sonnenblumen, Grünkohl, Buchweizen oder Dill lassen sich auf diese Weise für den Anbau und Verzehr nutzen. Sehr pflegeleicht und gut für Anfänger geeignet sind Erbsen, Rettich, verschiedene Kohlsorten und Radieschen.
Radieschen: Kleine Radieschen-Pflänzchen haben schon den leicht scharfen Geschmack erwachsener Pflanzen, aber weniger intensiv. Die Samen muss man nicht einweichen. Man befüllt eine kleine Schale mit etwas Anzuchterde, streut die Samen darauf und drückt sie leicht an. Die Erde dann noch befeuchten − am besten per Sprühflasche. Radieschen wachsen als Dunkelkeimer am besten, wenn man die Samen noch mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt. Sie bieten viele Vitamine, Mineralien und Spurenelemente.
Sonnenblumen: So verwunderlich es klingt, die groß wachsenden Sonnenblumen eignen sich auch perfekt für den Anbau als Microgreen. Sie schmecken fein nussig. Für das beste Ergebnis sollte man die Samen vor der Aussaat acht bis zwölf Stunden einweichen. Sie sind ebenfalls Dunkelkeimer. Neben vielen Vitaminen und Mineralstoffen enthält Sonnenblumengrün alle acht essenziellen Aminosäuren. Das sind diejenigen, die der Körper nicht selbst bilden kann und die man daher mit der Nahrung zuführen muss.
Erbsen: Erbsen gelten als pflegeleichte Keimlinge. Sie müssen zwar eingeweicht werden, wachsen dafür aber schnell und gelingen eigentlich immer. Die jungen Pflänzchen bieten viel Protein, sollten aber nur in kleinen Mengen roh verzehrt werden, da sie das für den Menschen giftige Phasin enthalten. Man kann sie aber gedämpft ähnlich wie Zuckererbsen zubereiten, da Phasin durch Hitze abgebaut wird.
Gesundheitliche Vorteile, aber kaum Ballaststoffe
Sprossen und Jungpflanzen liefern beeindruckend viele Nährstoffe. Sie tragen schließlich die geballte Energie in sich, die die Pflanze zum Wachstum benötigt. Der Anteil an Vitaminen und Mineralien liegt daher um einiges höher als in der ausgewachsenen Pflanze. Ein paar Einschränkungen aber gibt es: Anders als ausgewachsene Pflanzen enthalten Keimlinge kaum Ballaststoffe. Diese sind jedoch sehr wichtig für die Verdauung. Außerdem eignen sich die kleinen Keimlinge nicht als alleinige Vitaminquelle. Die für die Deckung des täglichen Vitaminbedarfs nötige Menge wäre zu groß. Daher können Microgreens ausgewachsenes Gemüse zwar nicht ersetzen, aber dennoch den Speiseplan selbst von Gemüsemuffeln in gesunder Weise ergänzen.
Vorsicht, Schimmel
Schwierigkeiten kann es bereiten, den Flüssigkeitshaushalt der Pflänzchen gut zu regulieren. Zu trocken wachsen sie nicht, zu feucht schimmeln sie. Um das zu verhindern, bewässert man die Samen und Keimlinge am besten stets mit einer Sprühfl asche. Erst wenn die Pflänzchen größer sind, vertragen sie mehr Wasser. Zudem ist die feuchte Umgebung optimal für die Vermehrung von Bakterien. Kleine Kinder, ältere Erwachsene, Schwangere und Personen mit geschwächtem Immunsystem sollten keine rohen oder nur kurz erhitzten Pflänzchen essen. Gekaufte Produkte am besten bis zum Verzehr kühlen.