22.08.2017
Wie die Forscher auf der Jahrestagung der American Chemical Society in Washington berichteten, waren einige der in Muttermilch enthaltenen Mehrfachzucker nicht nur in der Lage, Bakterien, in diesem Fall B-Streptokokken, direkt zu töten. Manche lösten auch den Biofilm auf, der den Bakterien als Schutz gegen äußere Einflüsse dient. Was die Forscher um Steven Townsend von der Vanderbilt Unversity in Nashville in Versuchen beobachten konnten, sei ähnlich wie ein Eins-zwei-Schlag beim Boxen: Erst sensibilisierten sie die Zielbakterien, dann töteten sie sie. In weiteren Versuchen setzten die Wissenschaftler Streptokokken einem Mix von Milchzucker und antibakteriellen Peptiden aus dem menschlichen Speichel aus. Hier zeigte sich, dass der Zucker aus der Muttermilch die Effektivität der antibakteriellen Peptide verbesserte. Diese Wirkung zeigte sich auch bei einer Reihe anderer Bakterien, darunter sogar bei zwei von sechs multiresistenten Keimen.
Muttermilch, die aus einem komplexen und sich ständig verändernden Gemisch aus Proteinen, Fetten und Zuckern besteht, schütze Babys vor bakteriellen Infektionen. In der Vergangenheit hätten sich Wissenschaftler in dieser Hinsicht vor allem auf die Eigenschaften von Proteinen konzentriert und Zucker eher vernachlässigt. Das bemerkenswerte an den Zuckern sei, dass sie, anders als die meisten anderen Antibiotika, nicht toxisch seien, so die Forscher. Gemeinsam mit Kollegen wollen die Wissenschaftler nun herausfinden, welche spezielle Art von Zuckermolekülen für den antibakteriellen Effekt verantwortlich ist.
HH