25.11.2013
"Viele historische Darstellungen religiöser Erscheinungen und Offenbarungen scheinen mit dem Gefühl einherzugehen, durch die Schönheit, Kraft oder Größe eines göttlichen Wesens von Ehrfurcht ergriffen zu sein", erklärt der Psychologe Piercarlo Valdesolo vom Claremont McKenna College in Kalifornien. Diese Erfahrungen veränderten die Art, wie Menschen die Welt verstehen und über sie denken. "Wir wollten nun das genaue Gegenteil testen: Dass es nicht die Präsenz des Übernatürlichen ist, die Ehrfurcht hervorruft, sondern dass Ehrfurcht die Wahrnehmung des Übernatürlichen verändert", sagt Valdesolo.
In den Versuchen Valdesolos und seiner Kollegen zeigte sich, dass Studienteilnehmer, die zuvor ein Video mit atemberaubenden Aufnahmen gesehen hatten, eher an eine übernatürliche, lenkende Kraft glaubten als Teilnehmer, die lediglich Nachrichten gesehen hatten. Gleiches galt für den Glauben an Gott, wie die Forscher in der Fachzeitschrift Psychological Science berichten. Ein Effekt, der im Übrigen auch dann eintrat, wenn es sich bei der beeindruckenden Szene um eine handelte, sie so in der Realität nicht eintreten würde, zum Beispiel einen enormen Wasserfall, der sich durch die Straßen einer Stadt ergießt.
In einem weiteren Versuch stellte sich heraus, dass Testpersonen, die eine beeindruckende Szene gesehen hatten, Unsicherheiten schlechter aushielten. Dieses Unbehagen gegenüber Unsicherheit könne erklären, warum ein ehrfurchtgebietender Anblick die Bereitschaft, an das Übernatürliche zu glauben, erhöhe, vermuten die Forscher.
HH