09.10.2015
„Was bist du?“, ist die Frage, die sich bei Harnsteinen stellt. Denn nur wer weiß, um welchen Steintyp es sich handelt, kann der Bildung weiterer Steine vorbeugen. Um die Beantwortung dieser Frage zu beschleunigen, haben Forscher ein neues System entwickelt, das die direkte Analyse nach einer OP erlaubt.
Die Messtechnik bedient sich der sogenannten Raman-Spektroskopie. Dabei werden die Proben mit Laserlicht behandelt, erklärt Dr. Arkadiusz Miernik, Arzt und Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM in Freiburg im Breisgau. In Kombination mit einer speziell entwickelten Software liefert die neue Methode für jedes Probenmolekül ein charakteristisches Spektrum im sichtbaren Wellenlängenbereich – quasi einen „chemischen Fingerabdruck“ des untersuchten Materials. So lassen sich die schmerzverursachenden Kristalle schnell charakterisieren und den verschiedenen Steintypen zuordnen.
Schon heute ist es möglich, Harnsteine nach einem operativen Eingriff zu identifizieren. Allerdings dauert es eine Weile, bis das Ergebnis da ist. Die derzeit angewendeten konventionellen Technologien seien teuer und aufwändig, so die Forscher. Sie werden von Speziallaboren durchgeführt, da jedoch nur wenige Zentren die Analyse anbieten, betrage die Wartezeit bis zum Ergebnis etwa drei Wochen. Dies führe dazu, dass bei vielen Patienten kein Abschlussgespräch bezüglich vorbeugender Maßnahmen stattfinde, vermuten die Wissenschaftler. Laut wissenschaftlicher Studien könne eine konsequente Nachsorge die erneute Bildung von Steinen jedoch um 50 Prozent verringern. Je nach Steintyp kann es sich hierbei um Ernährungsempfehlungen, wie den eingeschränkten Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohen Mengen an Oxalsäure, Purin oder Calcium, handeln oder eine medikamentöse Behandlung, zum Beispiel bei Stoffwechselerkrankungen.
Noch liegt das neue Messsystem erst als Prototyp vor. Für den Einsatz in Kliniken müsse es noch kompakter gebaut und verkleinert werden, so die Forscher. „Sobald das komplette System kliniktauglich ist, können Ärzte die Steinproben ihrer Patienten mit der Datenbank abgleichen und diagnostizieren“, sagt Miernik.
HH