Deutschlands Apotheken protestieren: Heute, am 14. Juni, sind alle Apotheken aufgerufen, ihre Türen zu schließen und stattdessen über das Apothekensterben zu informieren. Ein Großteil der Bevölkerung unterstützt diesen Apotheken-Protesttag, wie eine aktuelle Umfrage zeigt.
Zum heutigen Apotheken-Protesttag machen Apothekerinnen und Apotheker bundesweit auf die schwierigen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen aufmerksam. Dafür schließen die Apotheken ihre Türen, zudem sind in vielen Regionen Deutschlandsdiverse Aktionen geplant, um die Botschaften zu platzieren. An dieser Aktion beteiligen sich laut einer Online-Umfrage der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e.V. unter mehr als 3.000 Leiterinnen und Leitern mehr als 85 Prozent aller Apotheken in Deutschland.
Konkret geht es bei dem Protesttag um folgende Punkte:
Wegen der vielen Lieferengpässe bei wichtigen Medikamenten brauchen die Apothekenteams bei ihrer Arbeit möglichst viel Flexibilität, um die Patienten schnell und bestmöglich zu versorgen. „Das Versorgungssystem ist aber voller Bürokratie und drohender Strafzahlungen an die Krankenkassen“, so die ABDA.
Das Honorar der Apotheken besteht zu einem wesentlichen Anteil aus einem Festbetrag, der die laufenden Kosten abdecken soll. „Dieser Festbetrag wurde seit nunmehr zehn Jahren nicht mehr angepasst, trotz der zwischenzeitlich immens gestiegenen Kosten. Die Apotheken sind so von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung abgekoppelt. Dies ist nicht mehr nur ungerecht, sondern inzwischen existenzgefährdend“, schreibt die ABDA.
Allein im Jahr 2022 sei die Zahl der Apotheken um 393 auf 18.068 zurückgegangen – der niedrigste Stand seit Beginn der 1980er Jahre. „Die Bundesregierung schwächt die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln, statt sie zukunftsfest zu machen. Unser Protesttag soll uns gegenüber der Politik endlich das notwendige Gehör verschaffen“, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening.
Bevölkerung unterstützt Apotheken-Protest
Etwa 77 Prozent der Bevölkerung unterstützen die Forderungen der Apotheken nach einer fairen Honorierung, weniger Bürokratie und mehr Flexibilität in der Arznei- und Hilfsmittelversorgung. Das zeigt eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage unter 1000 Menschen, die das Pharmaunternehmen Engelhard initiiert hat. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie zuerst in die Apotheke gehen, wenn sie krank sind und akut Medikamente brauchen. 72 Prozent schätzen die persönliche Beratung durch die Apotheke ihres Vertrauens. Und ebenso viele sagten, dass sie die Apotheke für die Gesundheitsversorgung als unverzichtbar erachten. Die Umfrage ergab auch, dass derzeit noch 80 Prozent der Menschen die nächste Apotheke vor Ort innerhalb von zehn Minuten erreichen. Mit dem Apotheken-Protesttag soll dafür gesorgt werden, dass das so bleibt.
Rückendeckung bekommen die Apotheken auch von Seiten der Politik: So sicherte etwa Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gestern Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Kai Christiansen zu, dass sein Ministerium sich für eine Honorarerhöhung einsetzen werde. Per Brief ans Bundesgesundheitsministerium solle dies auch an den Kabinettskollegen kommuniziert werden.
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