Der richtige Riecher für Genuss und Gefahr

Herbstlaub, Parfum und der Duft frischer Brötchen – ständig umgeben uns Gerüche. Wer jedoch der Annahme folgt, die Nase sei nur zum Riechen da, der befindet sich auf dem Holzweg!

Atemwege
© J. Hofmann

Ohne einen guten Riecher wäre das Leben sehr viel ärmer und gefährlicher: So entscheidet die Nase, ob das Essen schmeckt, und meldet, wenn es auf dem Herd anbrennt. Außerdem befeuchtet, reinigt und erwärmt sie täglich etwa 10 000 Liter Atemluft, bevor diese in die Lunge gelangt, und schafft dadurch ein optimales Klima in den Atemwegen.

Richtig riechen heißt richtig atmen

Die Nase ist das wichtigste Atemorgan, das die Atemluft zunächst mit Hilfe der Nasenhärchen am Naseneingang von Fremdkörpern befreit. Auch die kleinen Flimmerhärchen, die die Nasenschleimhaut bedecken, helfen der Nase beim "Aufräumen". Eingeatmete Staubpartikel und Krankheitserreger bleiben am Sekret der Nasenschleimhaut kleben. Die Flimmerhärchen bewegen sich rhythmisch und schieben diesen "Abfall" samt Schleim wie auf einem Förderband Richtung Rachen. So wird die Atemluft gereinigt. Außerdem erwärmt und befeuchtet die Nasenschleimhaut die Atemluft, bevor diese für den Gasaustausch in die Lunge gelangt. Die Erwärmung erfolgt durch die vielen kleinen Blutgefäße in der Schleimhaut. Nervenimpulse steuern dabei die Menge des durchfließenden Blutes: bei kalter Atemluft mehr, bei warmer Luft weniger. Übrigens ist das der Grund, weshalb im Winter viele Nasen rot sind.

Die Nase dient auch der Belüftung der beiden Mittelohren, mit denen sie über die Ohrtrompeten, den so genannten eustachischen Röhren, verbunden ist. Die Ohrtrompeten verbinden die Paukenhöhlen der Ohren mit dem Nasen- und Rachenraum und öffnen sich beim Schlucken und Gähnen. Dadurch gelingt der Luftdruckausgleich, der wichtig für die Weiterleitung des Schalls ist. Schwellen bei einem starken Schnupfen die Ohrtrompeten zu, kommt es zu Hörstörungen und zu einem unangenehmen Kopfdruck.

Geschmack kommt durch die Nase

Fast 80 Prozent des Schmeckens steuert die Nase bei. Unter dem Dach der Nasenhöhlen befindet sich die Riechschleimhaut mit ihren mehr als zehn Millionen Riechzellen, die Geruchsänderungen in der Atemluft bemerken und an das Riechhirn weitergeben. Wenn bei einem Schnupfen die Schleimhäute der Nase anschwellen, fallen auch die Aromen aus. Die Folge: Der Apfel schmeckt nur noch süß, die Suppe nur noch salzig. Erst der Geruch bringt uns also auf den Geschmack.

Die Geruchswahrnehmung ist individuell und verändert sich im Laufe des Lebens. Wie beim Hören, Sehen und Schmecken lässt bei vielen auch das Riechvermögen häufig schon ab dem 40. Lebensjahr langsam nach. Die Gründe dafür sind weitgehend unbekannt. Was für den Geruchssinn gilt, trifft auch für den Geschmackssinn zu. Im Alter schmeckt man schlechter. Und da beide Sinne eng miteinander verbunden sind, sollte das Essen gerade für ältere Menschen mit verschiedenen Aromen angereichert und nachgewürzt werden. Die Empfindlichkeit für Süßes bleibt dagegen im Alter weitgehend erhalten. Das könnte ein Grund dafür sein, warum gerade ältere Menschen häufig zu Süßspeisen greifen, da sie hier noch den vollen Geschmack vermittelt bekommen.

Keine Angst vorm HNO-Arzt

Um die Ursache der Geruchsstörung herauszufinden, untersucht der Hals-Nasen-Ohren-(HNO)-Arzt die Nase, die Nasenschleimhäute und den Nasen-Rachen-Raum. Anschließend prüft er getrennt auf beiden Seiten den Geruchssinn und macht dabei auch eine Geschmacksprüfung. Eine Kontrolle der Durchgängigkeit der Nase und ein Allergietest sind ebenfalls erforderlich, um eine Allergie auszuschließen. Falls nötig, werden mit Hilfe von Röntgen oder Computertomographie die Nasennebenhöhlen untersucht.

Die Therapie erfolgt je nach Ursache der Störung. Bei einigen Patienten kann eine Beseitigung der zu Grunde liegenden Erkrankung helfen; das gilt vor allem für Nasenerkrankungen wie Allergien, Polypen oder Nasennebenhöhlenentzündungen. Hierbei können kortikoidhaltige Tabletten oder Sprays, eine Operation, aber auch Zink und Vitamin A eingesetzt werden. Oft kommt es auch zu einer spontanen Erholung der Riech- und Schmeckstörung.

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