20.06.2016
Schilddrüsenhormone verändern den Stoffwechsel im Gehirn, was eine neue Therapieoption bei bipolaren Depressionen sein könnte. Das belegt eine Studie unter der Leitung des Dresdener Universitätsklinikums Carl Gustav Carus. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlicht.
Offenbar reduzierte das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin (L-T4) bei den Teilnehmern die Symptome der bipolaren Depression. Darüber hinaus beeinflusste es den Zuckerstoffwechsel im Gehirn, genauer gesagt im Limbischen System. Dabei handelt es sich um ein Netzwerk verschiedener Regionen des Gehirns, die Gefühle, Gedächtnis und Angst steuern. Zu diesen Hirnbereichen zählen u.a. der Mandelkern (Amygdala), der Hippocampus und der Thalamus. In der Studie bekam ein Teil der Patienten sechs Wochen lang das Schilddrüsenhormon in einer Dosis, die über dem normalen körpereigenen Spiegel dieses Hormons lag, die anderen nahmen ein Placebo.
„Diese Ergebnisse belegen den seit langem bekannten engen Zusammenhang zwischen der Schilddrüse und der Depression, indem sie zeigen, dass auch das Gehirn des Erwachsenen ein Zielorgan für das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin ist“, unterstreicht der Studienleiter, Professor Dr. Michael Bauer aus Dresden. Als Grund sieht Bauer die durch das Hormon veränderten Hirnfunktionen in Teilen des vorderen limbischen Netzwerks. Die genauen Mechanismen, die dieser klinischen Verbesserung zugrunde liegen, sind jedoch noch unbekannt. Die bipolare Störung wird auch manisch-depressive Erkrankung genannt. Dabei wechseln sich depressive Episoden mit manischen Phasen ab, bei denen die Patienten übersteigert euphorisch, gereizt und rastlos sind.
RF