07.02.2018
Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol mindern offenbar nicht nur Schmerzen, sondern dämpfen auch Gefühle. Dies berichten Forscher der Universität Kalifornien in Santa Barbara jetzt in einem Review im Fachmagazin „Policy Insights from the Behavioral and Brain Sciences“. So empfanden Frauen emotional schmerzliche Erfahrungen, zum Beispiel von einem Spiel ausgeschlossen zu werden oder über einen Betrug zu schreiben, als weniger schlimm, wenn sie eine Dosis Ibuprofen genommen hatten, im Vergleich zu Frauen unter Placebo. Bei Männern zeigte sich allerdings der gegenteilige Effekt.
Auch das Mitgefühl wird Studien zufolge durch die Schmerzmittel beeinflusst: Testpersonen, die eine Dosis Paracetamol eingenommen hatten, reagierten weniger emotional gestresst, wenn sie über eine Person lasen, die physische oder mentale Schmerzen erlitt. Auch auf Objekte wie schöne und unangenehme Fotos reagierten sie weniger ausgeprägt nach Paracetamol-Einnahme. Unter Schmerzmittel-Einfluss fällt es zudem wohl leichter, sich von Eigentum zu trennen: In einer weiteren Studie setzten Studienteilnehmer unter Paracetamol einen niedrigeren Verkaufspreis für ihre Besitztümer an als die Placebogruppe.
Bildgebende Verfahren hätten gezeigt, dass körperliche und soziale Schmerzen im Hirn wohl ähnlichen Mechanismen unterliegen. Die Studienautoren sehen die Ergebnisse angesichts der Millionen Schmerzmittel-Nutzer als alarmierend an: „Wenn Verbraucher ein Schmerzmittel einnehmen, glauben sie, dass das ihre körperlichen Symptome lindert, aber sie vermuten keinen breiten psychologischen Effekt“, schreiben Kyle G. Ratner, Amanda R. Kaczmarek und Youngki Hong. Auf der anderen Seite ließen sich die beobachteten Effekte aber vielleicht auch nutzen, um Personen mit verletzten Gefühlen zu helfen. Hierzu sei jedoch mehr Forschung nötig, um die Wirksamkeit und Folgen zu untersuchen.
dh/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK