Ob es ums Mitträllern von Radiohits geht, ein lustiges Kinderlied oder eine Arie unter der Dusche: Singen macht vielen Menschen Spaß. Doch das klangliche Auf und Ab kann noch viel mehr. Forscher konnten jetzt nachweisen, dass gemeinsames Singen in einer Gruppe wie ein Eisbrecher wirkt.
„Singen verbindet“ ist eine Aussage, der sich Forscher der University of Oxford nach einem genaueren Blick auf die Gruppen von Volkhochschulkursen voll und ganz anschließen dürften. Die Wissenschaftler hatten sich der Frage gewidmet, wie sich Gruppenaktivitäten wie kreatives Schreiben, gemeinsames Basteln oder Singen innerhalb von sieben Monaten auf die Bindung zwischen Gruppenmitgliedern einer neu zusammengewürfelten Gruppe auswirkt. Das Ergebnis: Auf lange Sicht scheint es so, dass alle Gruppenaktivitäten Menschen einander ähnlich nahe bringen. Der Unterschied ist, dass es mit Singen schneller geht.
„Der Unterschied zwischen Sängern und Nicht-Sängern hat sich direkt am Beginn der Untersuchung gezeigt“, sagt Studienleiterin Dr. Eiluned Pearce. Schon im ersten Monat brachte Singen die Mitglieder einer Gruppe einander deutlich näher als andere Aktivitäten, berichtet die Psychologin gemeinsam mit Kollegen im Fachblatt Royal Society‘s Open Science. In den nicht-singenden Kursen der Studie festigten sich Bindungen besonders dadurch, dass sich die Teilnehmer während der Stunden oder in den Pausen miteinander unterhielten.
„Die Studie liefert den ersten deutlichen Beweis dafür, dass Singen ein wirkungsvolles Mittel ist, um innerhalb einer Gruppe Bindungen simultan entstehen zu lassen“, so Pearce. Singen könnte damit ein Weg sein, Nähe zu schaffen, wenn die Zeit für Einzelkontakte nicht reicht. „Wirklich enge Beziehungen hängen nach wie vor von Interaktionen zwischen Einzelnen oder in kleineren Gruppen ab“, sagt Pearce. Singen könne jedoch die Initialzündung für den Bindungsprozess sein.
HH