Gesundheit

So wichtig ist Sonne für die Gesundheit

Apothekerin Bernadette Stange  |  19.06.2023

"Ein Strahl Sonne kann mehr wecken, als tausend Nächte zu ersticken vermögen." Dieser Ausspruch stammt von dem deutschen Arzt und Schriftsteller Carl Ludwig Schleich. Erfahren Sie hier, warum er durchaus recht hatte, aber auch, warum man Sonnenlicht trotzdem vorsichtig genießen sollte.

Junge Frau mit Sonnenhut, lächelt und schaut in den Himmel.
Wärme und Sonnenlicht heben die Stimmung, das kennen vermutlich die meisten Menschen aus eigener Erfahrung.
© Pheelings Media/iStockphoto

Ganz unstrittig steigern Sonnenlicht und Wärme das Wohlbefinden. Dabei spielt es wohl unter anderem eine Rolle, dass auf die Haut auftreffende UV-Strahlen womöglich die Freisetzung von Endorphinen bewirken können. Es handelt sich um Signalstoffe des Körpers, die Schmerzen lindern und bei Glücksgefühlen eine Rolle spielen.

Den besonderen Effekt des Sonnenlichtes untersuchten amerikanische Forscher in Studien an Mäusen genauer. Sechs Wochen lang erhielten die Tiere täglich eine Portion UV-Strahlung auf einen glattrasierten Hautbereich, so dass es einem etwa halbstündigen Sonnenbad in Florida entspricht. Sie hatten bald erhöhte Endorphin-Spiegel im Blut, durch Sonnenentzug sanken sie wieder. Das Verhalten der Mäuse zeigte, dass sie durch die vermehrt freigesetzten Endorphine ein gesteigertes Bedürfnis nach Sonne hatten. Die Forscher schlossen daraus, dass sich dies möglicherweise auch bei Menschen ähnlich verhalten und ein Grund dafür sein könnte, warum sich manche trotz der Risiken immer wieder ungeschützt der Sonne aussetzen.

Auch im Winter tut Bewegung bei Sonnenlicht gut, um die Ausschüttung von Endorphinen, Serotonin und Dopamin anzukurbeln. In der dunklen Jahreszeit gelingt es jedoch nicht immer, genug Sonnenlicht zu tanken. Dann kann eine spezielle Tageslichtlampe dem Winterblues vorbeugen. Forscher stellten außerdem eine milde blutdrucksenkende Wirkung von UV-A-Strahlung fest. Ein Rat für alle Bluthochdruckpatienten, die nach der Lektüre dieses Textes ihre Tabletten absetzen wollen: Bitte die Medikamente weiter nehmen! Der Effekt der UV-A-Strahlung auf den Blutdruck war messbar, aber gering.

Das "Sonnenvitamin"

Ein für den Körper besonders wichtiger Effekt der Sonnenstrahlung geht vom UV-B-Anteil aus und betrifft die Bildung von Vitamin D. Denn im Gegensatz zu den anderen Vitaminen gelangt es nicht ausschließlich mit der Nahrung in den Organismus, sondern der Körper bildet es mithilfe des Sonnenlichts selbst. Vitamin D reguliert den Calcium- und Phosphorhaushalt und damit die Knochenstabilität. Es unterstützt das Immunsystem und wirkt darüber hinaus als Hormon bei verschiedensten Prozessen im Körper mit. Die Vitamin-D-Produktion hängt von der Pigmentierung und Dicke der Haut, der jahreszeitlich bedingten Intensität der Sonnenstrahlen und auch von der Verwendung einer Sonnencreme ab. Wobei die für die Hautgesundheit so wichtige Verwendung von Sonnenschutzmitteln wohl nicht zu einem Mangel an Vitamin D führt, sagen Experten.

Nicht zu viel Sonne tanken

Sonnenstrahlen setzen sich aus unterschiedlichen Wellenlängen zusammen. Das sichtbare Licht sorgt für die stimmungsaufhellenden Momente. Die Infrarotstrahlung durchdringt die Haut bis zu den Blut gefäßen. Sie bewirkt die angenehme Wärme bei einem Aufenthalt in der Sonne, beschleunigt jedoch auch die Hautalterung. Für die schädlichen Wirkungen des Sonnenlichtes sind aber vor allem die ultravioletten Strahlen UV-A und UV-B verantwortlich. Die Ozonschicht fängt einen Teil dieser Strahlen ab, allerdings nicht alle. Sie sorgen zwar für Bräunung und Vitamin-D-Produktion, doch es gilt wie immer: Die Dosis macht das Gift. Eine große Dosis UV-B-Strahlen verursacht akut den klassischen Sonnenbrand. Dabei nehmen die Hautzellen Schaden. Und je mehr Sonnenbrände man im Lauf des Lebens hatte, desto höher das Hautkrebsrisiko. Dazu trägt aber auch UV-A-Strahlung bei, die tiefer in die Haut eindringt und zudem die Hautalterung beschleunigt. Außerdem löst sie bisweilen eine sogenannte "Sonnenallergie" aus. Dabei kann es bei empfindlicher Haut etwa zu Rötungen, Schwellungen, Juckreiz und Bläschenbildung kommen. Mitunter ruft UV-Bestrahlung bei empfindlicher Haut in Kombination mit bestimmten Inhaltsstoffen aus Kosmetika die "Mallorca-Akne" hervor. Tabletten mit auch bei Allergien eingesetzten Antihistaminika und Cremes mit kortisonartigen Wirkstoffen helfen gegen den Ausschlag. Kinder, hellhäutige Menschen und Personen, die bereits Hautkrebsvorstufen zeigen, sollten ein besonderes Augenmerk auf ausreichenden guten Sonnenschutz legen. In der Apotheke gibt es geeignete Sonnenschutzprodukte für alle Hautbedürfnisse.

Ein Hut tut gut

Wer sich länger ohne Kopfbedeckung der prallen Sonne aussetzt, erleidet irgendwann einen Sonnenstich. Diese Reizung der Hirnhäute verursacht eine Entzündung, mitunter sogar eine kurzfristige Schwellung des Gehirns. Zu den typischen Zeichen zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und ein roter Kopf, obwohl der restliche Körper kühl ist. Betroffene sofort in den Schatten holen, den Oberkörper etwas erhöht lagern und den Kopf mit feuchten Tüchern kühlen. Wenn möglich etwas zu trinken reichen. Verliert der Patient das Bewusstsein, sofort den Notarzt alarmieren. Der sehr gefährliche Hitzschlag mit hohem Fieber, Krämpfen und Ohnmacht ist stets ein Fall für den Notruf. Ein Sonnenhut und lockere, möglichst sonnendichte Kleidung schützt, besonders auch kleine Kinder!

Heilendes Sonnenlicht

UV-Strahlung unterdrückt kurzfristig das Immunsystem, weshalb Lippenherpes häufi ger nach einer direkten Sonnenbestrahlung auftritt. An anderer Stelle nutzt die Medizin diesen Effekt. Und zwar in der Therapie der Schuppenfl echte. Bereits seit Jahrzehnten ist die lindernde Wirkung auf die entzündliche Hauterkrankung bekannt. Bei der sogenannten PUVA-Therapie bestrahlt der Hautarzt die betroff enen Hautbereiche mit UV-A, die zuvor mit einer speziellen Salbe behandelt worden sind. Diese reagiert auf die Strahlung. In diesem Fall wird die chemische Reaktion des Arzneistoffes mit dem Licht nutzbar gemacht. Bei anderen Medikamenten tritt die UV-Sensibilisierung als unerwünschte Nebenwirkung auf. Beispiele sind Johanniskraut, bestimmte Antibiotika und manche Herzmedikamente. Bei Unsicherheit gerne in der Apotheke nachfragen und dann verantwortungsbewusst die Sonne genießen!

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