09.03.2015
Auf dem Campus der University of the West of England in Bristol haben ein Forscherteam und Mitarbeiter der Hilfsorganisation Oxfam dieser Tage einen öffentlichen Lokus der besonderen Art in Betrieb genommen. Die Beleuchtung der Toilette funktioniert mit Strom, der aus Urin gewonnen wird. Was dort noch testweise läuft, soll in naher Zukunft in Flüchtlingslagern auf der ganzen Welt zum Einsatz kommen.
Flüchtlingslager in Katastrophengebieten werden meist unter widrigen Umständen errichtet. Andy Bastable von Oxfam weiß, dass es dabei „immer eine Herausforderung ist, Licht in die unzugänglichen Gegenden zu bringen, die von der Stromversorgung abgeschnitten sind.“ Die neue Technologie sei daher ein großer Schritt nach vorne. Besonders Frauen profitierten davon, da die Beleuchtung sie vor Übergriffen schütze. Für sie seien die Lager-Toiletten bislang meist gefährliche, weil dunkle Orte.
Die Technologie des Aborts basiert auf einer speziell entwickelten bakteriellen Brennstoffzelle. Darin produzieren Bakterien, die sich von Urin ernähren, biochemische Energie, die wiederum in Strom umgewandelt wird. Die Forscher um Professor Ioannis Ieropoulos vom Bristol BioEnergy Centre nennen diese Elektrizität „Urin-trizität“ oder schlicht „Pipi-Power“. Bereits im Jahr 2013 hatten sie zeigen können, dass sich mit dem auf diese Art und Weise erzeugten Strom ein Handy betreiben lässt.
Für Ieropoulos und Bastable eignet sich die Technologie für den Feldeinsatz gleich in mehrerlei Hinsicht. Neben dem nie versiegenden „Brennstoff“ spricht auch der Preis für sich. So kostet das mobile, sich selbst mit Licht versorgende Klo, so wie es jetzt auf dem Campus steht, nur etwa 600 britische Pfund (circa 830 Euro) und hält in der Theorie ewig.
FH