Was ist das? - Definition
Tollwut ist eine Infektionskrankheit durch Viren, die tödlich enden kann. Die Tollwut ist eine der am längsten bekannten Infektionskrankheiten. Durch den Biss eines Tiers, in Europa oft der Fuchs, wird das Virus über den Speichel des Tieres auf den Menschen übertragen. Auch Fledermäuse können durch einen Biss das Virus übertragen.
Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen
Rabies
Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen
Die Krankheit wird durch das Tollwutvirus verursacht, das zur Familie der Rhabdoviren gehört.
Das Virus gelangt an der Biss-Stelle in das Nervensystem und wandert von dort zum Rückenmark. Es gelangt in das Gehirn, wo es sich in den Nervenzellen vermehrt. Anschließend kommt es zur weiteren Verbreitung innerhalb des Gehirns und später wieder zurück entlang der Nerven in Arme und Beine. Besonders viele Viren finden sich dann auch im Speichel.
Die Ursache für die Funktionsstörung der Zellen durch die bloße Vermehrung des Virus ist nicht genau bekannt, vermutlich sind Botenstoffe daran beteiligt.
Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome
Die Tollwuterkrankung kann in vier Stadien eingeteilt werden:
- Inkubationsperiode: Von der Infektion, also dem Biss, bis zum Auftreten der ersten Symptome können Zeitspannen von 15 Tagen bis zu einem Jahr liegen. Hinweis auf eine Tollwutinfektion können Schmerzen an der Biss-Stelle sein.
- Prodomalstadium: Anfangs kommt es über zwei bis zehn Tage zu unspezifischen Symptomen wie Fieber, Übelkeit und Erbrechen. Symptome wie Angst- und Erregungszustände, Depression und Unwohlsein können Frühsymptome sein.
- akute neurologische Phase: Oft entsteht ein psychiatrisches Krankheitsbild. Von Sprachstörungen, Verwirrung, Delirium oder Halluzinationen über Krämpfe, vermehrte Speichelproduktion und schnelle Atmung bis hin zu Krämpfen reichen die Symptome in diesem Stadium, das zwei bis sieben Tage andauern kann. Klassischerweise kommt es zur so genannten Wasserscheu; beim Anblick oder Trinken von Wasser kommt es zu schmerzhaften Krämpfen im Rachen- und Schlundbereich. Zunehmend entstehen aufsteigende Muskellähmungen an Armen und Beinen, die von der Biss-Stelle ausgehen.
- Koma: Durch Befall des Gehirns kommt es zum Verlust des Bewusstseins, Atemstillstand, Störungen des Wasser- und Hormonhaushalts und Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand. Durch intensivmedizinische Maßnahmen lässt sich der Tod lediglich hinauszögern. Dennoch wurden in Einzelfällen Heilungen beschrieben.
Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen
Nach dem Auftreten erster Symptome und ihrem Ausbruch verläuft die Tollwut-Erkrankung meist tödlich.
Nach Kontakt (Kratzer, Belecken von Hautwunden) mit einem Tier, das möglicherweise mit dem Virus infiziert ist, wird eine Impfung durchgeführt. Wegen der relativ langen Inkubationszeit lässt sich der Ausbruch der Erkrankung auf diese Weise oft noch verhindern.
Bei Bissverletzungen wird zusätzlich ein schnellwirkendes Immunserum eingesetzt.
Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen
Wichtig ist die Unterscheidung von echter Tollwut zur so genannten Tollwuthysterie. Diese Reaktion tritt bei Menschen auf, die glauben, sie wären mit dem Virus infiziert. Sie verhalten sich aggressiv.
Auch andere Infektionserkrankungen, die zu Lähmungen führen zeigen ähnliche Symptome. Auch neurologische Erkrankungen gehen oft mit Lähmungen einher.
Verhaltenstipps
Gegen Tollwut steht beim Besuch von Gebieten, in denen die Tollwut endemisch ist derselbe Impfstoff zur Verfügung, der auch im Verdachtsfall einer Erkrankung gegeben wird.
Da mit Tollwut infizierte Wildtiere ein verändertes Verhalten zeigen und ihre natürliche Scheu vor Menschen verlieren können, sollten auffällige Tiere keinesfalls angelockt oder angefasst werden.
Bearbeitungsstand: 30.04.2012
Quellenangabe:
Hahn, Kaufmann, Schulz, Suerbaum, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Springer, (2009), 6.Auflage
Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.
Tollwut (Rabies): Behandlung
Gegen Tollwut (Rabies) gibt es keine wirksame Behandlung. Ist die Erkrankung ausgebrochen, führt sie fast ausnahmslos zum Tod. Eine Behandlung zielt lediglich darauf ab, die Symptome zu lindern. Zu den Maßnahmen gehören völlige Ruhe, gedämpftes Licht, die Gabe von beruhigend wirkenden Medikamenten und Atemhilfe. Darüber hinaus muss der Infizierte isoliert werden, da Speichel, Tränenflüssigkeit und Urin hochansteckend sind.
Bei Verdacht auf eine Tollwut-Infektion besteht jedoch innerhalb der Inkubationszeit die Möglichkeit, den Ausbruch der Erkrankung durch sofortige Wundversorgung und einer nachträglichen Impfung (sog. postexpositionelle Immunprophylaxe) zu verhindern.
Wenn der Verdacht besteht, dass sich jemand mit Tollwut infiziert hat, ist eine sofortige stationäre Einweisung und Betreuung des Betroffenen unter intensivmedizinischen Bedingungen erforderlich.
Behandlung innerhalb der Inkubationszeit
Nach dem Biss von einem möglicherweise mit Tollwut infiziertem Tier oder sonstigem Risikokontakt mit den Erregern, kann man zur Behandlung während der Inkubationszeit versuchen, den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern. Die Inkubationszeit beschreibt den Zeitraum zwischen einer Infektion mit den Erregern und dem Eintreten der ersten Symptome.
Bei einer Infektion mit Tollwut wandern die Erreger in der Regel innerhalb von drei bis acht Wochen entlang den Nervenbahnen zum Rückenmark und zum Gehirn. In Einzelfällen kann die Inkubationszeit bis zu einem Jahr oder sogar mehrere Jahre betragen. Die Zeit bis zum Eintreten der Symptome hängt bei Tollwut davon ab, wo sich die Bisswunde befindet. Je näher die Eintrittspforte der Erreger am zentralen Nervensystem gelegen ist, desto kürzer fällt die Inkubationszeit aus.
Im zentralen Nervensystem angelangt, vermehren sich die Tollwut-Viren und breiten sich im gesamten Organismus aus. Eine Behandlung mittels Wundversorgung und postexpositioneller Immunprophylaxe ist nur innerhalb der Inkubationszeit erfolgreich – wenn die Erreger das zentrale Nervensystem erreicht haben, ist eine Behandlung nicht mehr möglich.
Wundversorgung
Wenn jemand von einem an Tollwut erkranktem Tier gebissen wurde oder anderweitig mit den Erregern in Kontakt gekommen sein könnte (z.B. durch Lecken oder Knabbern von verletzter Haut), besteht die Behandlung darin, die Wunde sofort mit Wasser und Seifenlösung zu reinigen. Ziel ist es, die Erreger auszuwaschen. Bei tiefen Bisswunden kann eine vorsichtige Spülung mithilfe eines Katheters erfolgen, um die Viren zu beseitigen.
Tollwut-Impfung – postexpositionelle Immunprophylaxe
Wenn der Verdacht auf Tollwut bestätigt wurde, sollte zur Behandlung unverzüglich eine nachträgliche Tollwut-Impfung (sog. postexpositionelle Immunprophylaxe) erfolgen, um einen Impfschutz aufzubauen, bevor die Erreger das zentrale Nervensystem erreichen, und somit den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern. Welche Art der Impfung zu verabreichen ist, hängt von folgenden Faktoren ab:
- vom Impfstatus der Person
- von Grad und Art der Exposition
- von der Art des Kontaktes
Aktive Immunisierung
Bei bestehender Grundimmunisierung gegen Tollwut ist zur akuten Behandlung lediglich eine aktive Immunisierung erforderlich. Bei der aktiven Immunisierung bekommt der Betroffene unschädlich gemachte Tollwut-Viren injiziert, um sein Immunsystem anzuregen, Abwehrstoffe gegen den echten Erreger zu bilden. Für einen wirksamen Schutz müssen mehrere Impfdosen verabreicht werden.
Bei Menschen mit unklarem Impfstatus oder nicht vorhandener Grundimmunisierung kann – je nach nach Art des Kontakts – neben der aktiven Immunisierung zusätzlich eine passive Immunisierung erfolgen.
Passive Immunisierung
Bei der passiven Immunisierung bekommt der Betroffene fertige Abwehrstoffe gegen Tollwut (sog. Tollwut-Immunglobin) verabreicht.
Neben der aktiven und passiven Immunisierung gegen Tollwut, sollte auch der Impfstatus gegen Tetanus überprüft werden.
Je weiter die Verletzung vom ZNS entfernt liegt und je früher eine nachträgliche Impfung erfolgt, desto besser sind die Chancen, dass ein Ausbruch von Tollwut verhindert werden kann.
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Letzte Aktualisierung: Januar 2017