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15.11.2023
Ihren schauspielerischen Durchbruch hatten Sie im Jahr 1985 mit dem Film "Männer" von Doris Dörrie. Nervt es Sie, dass Sie immer wieder darauf angesprochen werden?
Ulrike Kriener: Nein, überhaupt nicht. Es ist nach wie vor ein toller Film. Er steht für etwas, was in dieser Zeit besonders war: eine Regisseurin, die einen humorvollen und witzigen Film über Männer macht. Und es entstand daraus eine innige Freundschaft mit Doris Dörrie, die bis heute anhält.
Doris Dörrie war 2010 auch die Regisseurin der Serie "Klimawechsel", in der Sie mitspielten und in der es um fünf Frauen in den Wechseljahren geht …
Kriener: Ich mochte den etwas aggressiveren Humor, den man so nicht oft im Fernsehen sieht. Das tat dem ZDF gut, mal etwas Frecheres im Programm zu haben. Ich finde, es sollte zumindest einmal in der Woche einen Sendeplatz geben, an dem man auch etwas ausprobieren und über
die Stränge schlagen kann.
Sind die Wechseljahre noch immer ein Tabuthema?
Kriener: Damals hat die Serie vielen Frauen aus der Seele gesprochen, was mir während den Dreharbeiten gar nicht so bewusst geworden ist. Nach der Ausstrahlung sind damals im Park oder im Flugzeug Damen auf mich zugekommen und sagten: "Endlich, endlich sagt mal jemand, wie es wirklich ist." Mit dem Humor, den "Klimawechsel" an den Tag gelegt hat, wurde das Thema Wechseljahre auch besprechbar.
Am 1. März 2003 strahlte das ZDF die erste Folge von "Kommissarin Lucas" aus. Jetzt kommt der Abschied. Warum geht die Serie zu Ende?
Kriener: Weil ich es wollte. Ich hatte das Gefühl, 20 Jahre reichen. Ich bin vor einigen Jahren 65 Jahre alt geworden. Diese Zahl hat einen Klang. Ich möchte mich der neuen Lebensphase nun bewusst stellen. Ich habe mit der Rolle viel gelernt, sie hat meinen schauspielerischen Weg sehr geprägt und ich bin dem ZDF und Olga Film sehr dankbar dafür. Für die Jahre, die mir als Schauspielerin jetzt noch bleiben, möchte ich aber mehr Freiheit. Und ich möchte nicht mehr die Verantwortung haben, zwei Filme im Jahr produzieren zu müssen.
Sterben Sie am Ende der Serie in der Rolle der Kommissarin den tragischen Heldentod?
Kriener: Die Serie hat ein Ende gefunden, das ich toll finde. Ellen Lucas lebt, sie wird nicht erschossen. Den tragischen Heldentod finde ich albern, für Männer wie für Frauen. In den Zeiten, in denen wir leben, finde ich ihn noch unangebrachter als sowieso schon.
Was macht die Rolle der Ellen Lucas so besonders?
Kriener:Lucas war immer raubeinig, kompromisslos, nicht besonders sozial kompetent, also keine ideale Führungskraft, aber eine sehr kluge und eigenwillige Frau. Und in den letzten Folgen beginnt sie mehr und mehr, ihr Alter zu reflektieren. Was kommt jetzt noch? Was kann ich noch? Bin ich in dem Beruf noch die, die ich sein will?
Was planen Sie danach?
Kriener: Ich möchte auf jeden Fall weiterarbeiten. In meinem Beruf ist es ein Privileg, dass man auch arbeiten kann, wenn man älter ist. Das Spielen hält mich fit im Kopf, wach und neugierig für das, was geschieht. Ich glaube außerdem, dass wir als ältere Schauspielerinnen der nachkommenden Generation etwas geben können.
Das Spielen hält Sie also fit. Was tun Sie sonst noch für sich?
Kriener: Leider gehöre ich zu den Frauen, die nicht so wahnsinnig viel Sport machen. Ich muss mich dafür echt treten. Aber ich bin oft draußen, gehe spazieren, arbeite im Garten und schwimme. Aber im Winter wird es in Sachen Sport düsterer. Es gibt dann Monate, in denen ich grottenfaul bin. Aber ich verzeihe mir das. Hauptsache ich fange immer wieder von vorne an. Dann bin ich eben keine kontinuierliche Sportmaus.
Aber auf eine gesunde Ernährung achten Sie das gesamte Jahr über?
Kriener: Ich achte schon auf meine Ernährung, aber eine Currywurst mit Pommes oder Gummibärchen müssen zwischendurch möglich sein. Ich verbiete mir das nicht. Es ist ja nur das eine Leben, das ich habe.
Vielen Dank für das Gespräch!
Die Fragen stellte Peter Erik Felzer.