10.10.2016
„Die größte Anzahl von Meldungen kranker und toter Amseln stammt diesmal aus Nordrhein-Westfalen, insbesondere vom Niederrhein und aus dem Raum Aachen“, sagt sagte NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Zahlreiche Meldungen gingen auch aus der Region entlang des Rheins von Freiburg bis Köln ein. Hinzu kamen Meldungen besonders aus dem Raum Leipzig und aus Berlin sowie aus dem Norden Niedersachsens und aus Schleswig-Holstein. Ein klareres Bild der tatsächlichen Verbreitung des Usutu-Virus werde sich ergeben, sobald die aktuell eingegangenen Meldungen überprüft wurden, ob es sich um am Usutu-Virus oder aus anderen Gründen erkrankte oder verstorbene Vögel handelt. Vor zwei Wochen hatte der NABU die Bevölkerung bereits um Mithilfe gebeten, erkrankte oder verendete Vögel über ein <link www.nabu.de usutu-melden>Online-Formular zu melden. Über 20 verstorbene Amseln wurden bisher zur Untersuchung an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI) in Hamburg gesendet. Insgesamt konnten das BNI und andere Labore bereits in mindestens 21 Fällen den Verdacht auf einen Usutu-Befall bestätigen. Es handelte sich neben 15 Amseln auch um sechs in Gefangenschaft gehaltene Bartkäuze.
"Das vermehrte Auftreten von Usutu-Infektionen wurde in diesem Jahr sicherlich durch den Witterungsverlauf begünstigt. Auf einen milden Winter folgten ein feuchter Frühsommer und ein trockener und warmer Spätsommer - ideale Bedingungen für Stechmücken", so Lachmann. Die derzeitigen Ausbruchsgebiete entsprächen weitgehend den Gebieten mit den höchsten spätsommerlichen Tagestemperaturen in Deutschland. Das Usutu-Virus löste bereits 2011 und 2012 in Deutschland ein Massensterben unter heimischen Vögeln aus, darunter vor allem Amseln. Befallene Vögel wirken offensichtlich krank, werden apathisch und flüchten nicht mehr und sterben meist innerhalb weniger Tage. Fast immer sind es Amseln, bei denen diese Krankheit festgestellt wird, weshalb die Usutu-Epidemie auch als "Amselsterben" bekannt wurde. Allerdings werden auch andere Vogelarten von diesem Virus befallen und können daran sterben. Für Menschen ist das Virus ungefährlich. In ganz Europa konnten laut NABU bisher erst fünf Infektionen beim Menschen festgestellt werden, meist bei Personen mit einem besonders geschwächten Immunsystem.
NABU/NK