04.05.2018
Deutsche Ärzte bieten ihren Patienten zu oft Selbstzahlerleistungen an, die keinerlei Nutzen haben. Das berichten die Autoren des aktuellen IGeL-Reports in Berlin. IGeL steht für individuelle Gesundheitsleistung, also für Untersuchungen, die nicht von den Krankenkassen, sondern vom Patienten selbst bezahlt werden müssen. Der Medizinische Dienst des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen (MDS) untersucht seit 2012 Schaden und Nutzen dieser Behandlungen und veröffentlicht das Fazit regelmäßig im sogenannten IGeL-Monitor.
Diesmal hatte der MDS ein Marktforschungsinstitut damit beauftragt, die zehn am häufigsten angebotenen IGeL-Leistungen zu ermitteln. Knapp 2070 Versicherte wurden dafür befragt. Die traurige Bilanz: Am häufigsten werden Patienten ausgerechnet jene IGeL-Leistungen angeboten, die der IGeL-Monitor „negativ“ oder „tendenziell negativ“ beurteilt hat. Dazu gehören:
- Augendruckinnenmessung zur Glaukom-Früherkennung
- Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung
- Ultraschall der Brust zur Krebsfrüherkennung
- PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs
- Ultraschall (transvaginal) des Bauchraums
- Dermatoskopie zur Hautkrebs-Vorsorge
- Blutuntersuchung ergänzend zur Kassenleistung
- Augenspiegelung mit Messung des Augeninnendrucks zur Glaukom-Früherkennung
- Reisemedizinische Versorgung
- HPV-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
Keine dieser Behandlungen hatte eine positive Bewertung durch den MDS erhalten. „Die IGeL-Angebote orientieren sich nicht am nachgewiesenen medizinischen Nutzen, sondern an den Vorlieben einzelner Arztgruppen und den Umsatzinteressen der Praxen“, kritisierte MDS-Geschäftsführer Peter Pick. Zum Teil würden Patienten in den Arztpraxen dazu gedrängt, der Selbstzahlerleistung zuzustimmen. Jeder dritte Befragte habe angegeben, sich bedrängt oder unter Druck gesetzt gefühlt zu haben, sagte Pick. „Das ist nicht hinnehmbar.“
Eine Gegenstimme kommt vom Berufsverband der Frauenärzte. Es sei nicht richtig, IGeL-Leistungen generell zu verdammen. Oft handele es sich um medizinisch sinnvolle neue Methoden, die es nur noch nicht in die Leistungskataloge der Kassen geschafft hätten, sagte Verbandspräsident Christian Albring. Schon früher habe der IGeL-Monitor sinnvolle Untersuchungen negativ bewertet, wohl aus Angst vor den Folgekosten. Später seien sie dann doch noch in die Regelversorgung aufgenommen worden.
ap/<link www.pharmazeutische-zeitung.de>PZ/NK