19.02.2015
Die Analyse der Daten von mehr als 20.000 Männern und Frauen zeigt: „Demografische Engpässe“ auf dem "Partnermarkt“ seien zum großen Teil für die zunehmende Zahl der Singles verantwortlich. Beispielsweise kamen Mitte der 1960er Jahre besonders viele Kinder zur Welt – die geburtenstarken Jahrgänge. Anschließend sanken die Geburtenzahlen so stark ab, dass in den nachfolgenden Jahrgängen bis zu 40 Prozent weniger Kinder geboren wurden. Da sich – wie bereits mehrere frühere Studien belegt haben – Männer bei der Partnersuche meist auf die zwei bis vier Jahre jüngeren Frauen, die Frauen sich umgekehrt auf die zwei bis vier Jahre älteren Männer konzentrieren, kann dies zu Engpässen bei der Partnersuche führen: Die vielen Männer aus den geburtenstarken Jahrgängen „konkurrieren“ um die wenigen Frauen aus den zahlenmäßig kleineren Jahrgängen.
Auch gesellschaftliche und kulturelle Veränderungen begünstigten laut Eckhardt das Singleleben. Ein Beispiel hierfür ist die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen. „Durch das eigene Einkommen der Frauen verliert die traditionelle Versorgungsfunktion einer Beziehung an Bedeutung“, sagt der Soziologe. „Beziehungen, die nicht funktionieren, werden nicht mehr wie in der Vergangenheit aus rein finanziellen Gründen aufrechterhalten.“ Das Vorurteil, vor allem beruflich erfolgreiche Frauen würden ohne Partner leben, bestätigen seine Daten jedoch nicht. Eckhard: „Die Entscheidung für ein Singledasein ist unabhängig von der beruflichen Position der Frauen. Ausschlaggebend ist viel mehr, ob die Frauen überhaupt ein eigenes Einkommen haben.“
Einen weiteren Grund für die zunehmende Partnerlosigkeit sieht Eckhardt in den gestiegenen Arbeitslosenzahlen bei beiden Geschlechtern ab Beginn der 1990er-Jahre. Die Zahl der Arbeitslosen kletterte seit 1990 von unter 2,5 Millionen auf zeitweilig 4,5 Millionen in den Jahren 2003 – 2006. Der Anteil der Singles im Alter zwischen 20 und 35 Jahren erhöhte sich in diesem Zeitraum um 12 Prozent. „Schlechte Arbeitsmarktchancen verlangen ein höheres Maß an Flexibilität und lassen eine gemeinsame Zukunftsplanung in einer stabilen Partnerschaft oft nicht zu“, erklärt Eckhard die Zusammenhänge.
SOEP/RF