15.08.2017
Guter Wein muss vielleicht nicht teuer sein, aber wenn er teurer ist, schmeckt er uns offenbar besser. Dies geht aus einer aktuellen Forschungsarbeit hervor, in der Studienteilnehmern der selbe Wein besser schmeckte, wenn sie glaubten, er würde mehr kosten.
Qualität hat seinen Preis - an dieses Sprichwort glauben offenbar viele Menschen fest. Eine neue Studie zeigt, dass ein Wein als wohlschmeckender empfunden wird, wenn er einen gewissen Preis hat. Dafür verkosteten 30 Menschen einen 12-Euro-Rotwein in einem Kernspintomografen. Zunächst wurde der Preis des Weines eingeblendet, anschließend wurde er von den Teilnehmern probiert. Es zeigte sich: Der Wein wurde als besser schmeckend beurteilt, wenn die Teilnehmer davon ausgingen, dass er 18 Euro anstatt drei oder sechs Euro kosten würde. Dies berichten die Forscher von der Universität Bonn und der INSEAD Business School im Fachblatt Scientific Reports.
Dass derselbe Wein als besser schmeckend wahrgenommen wird, weil man aufgrund des Preises eine höhere Erwartung hat, ist ein Phänomen, das auch als „Marketing-Placebo-Effekt“ bezeichnet wird. Wie bei einem Scheinmedikament wirkt der Placebo-Effekt hier allein durch die vermutete Eigenschaft. Der Effekt zeigte sich auch im Kernspintomografen. Das Forscherteam fand heraus, dass bei höheren Preisen vor allem das Frontalhirn und zudem auch das ventrale Striatum stärker aktiviert wurden. Während das Frontalhirn insbesondere am Preisvergleich und damit der Erwartung beteiligt zu sein scheint, ist das ventrale Striatum Teil des Belohnungs- und Motivationssystems. „Das Belohnungssystem wird bei höheren Preisen deutlich stärker aktiviert und verstärkt auf diese Weise offenbar das Geschmackserlebnis“, sagt Prof. Bernd Weber von der Universität Bonn. Kostet eine Flasche mehr, spielt uns demnach unser Belohnungszentrum im Gehirn einen Streich.
Universität Bonn/ HH