20.05.2015
Bis zu zehn Prozent der Schwangeren erkranken im Jahr nach der Geburt ihres Kindes an einer Depression. Eine Behandlungsoption sind Antidepressiva, doch viele Frauen meiden diese Mittel, da meist nur von den Risiken berichtet wird. Wie wirksam Antidepressiva bei Wochenbettdepressionen sind, belegt eine neue Studie.
Wie Forscher des King‘s College London in einer Übersichtsarbeit von sechs Studien mit insgesamt knapp 600 Frauen nachweisen konnten, wirkten sich Antidepressiva bei vielen Müttern, die nach der Schwangerschaft an einer Depression litten, positiv aus. Im Vergleich zu Frauen ohne medikamentöse Behandlung sprachen Frauen, die Antidepressiva nahmen, oft besser auf die Behandlung an und erlitten weniger häufig einen Rückfall, berichten die Wissenschaftler des Instituts für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften in der medizinischen Fachzeitschrift JAMA. Aus einer Analyse von drei Studien ging hervor, dass etwas mehr als die Hälfte der Frauen, die wegen einer Wochenbettdepression Antidepressiva erhalten hatten, von einer deutlichen Besserung der Symptome berichtete. In einer Placebo-Gruppe traf das nur auf 36 Prozent zu.
Auch in der depressionsfreien Zeit steigerte sich die Stimmung der Frauen, die Medikamente einnahmen, um rund 50 Prozent. In der Placebo-Gruppe galt das für lediglich für 26 Prozent. Dies galt für einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen. Die Forscher weisen darauf hin, dass es bisher nur wenige Studien gebe, die sich mit der Wirkung von Antidepressiva bei Depressionen nach der Geburt beschäftigen. Sie empfehlen, dass bei der Entscheidung für eine Therapie immer der möglichen Nutzen, aber auch die Risiken bedacht werden sollen – sowohl die Risiken einer medikamentösen Therapie, als auch die Folgen, die eine unbehandelte Depression mit sich bringen kann. Insbesondere für stillende Mütter seien einige Antidepressiva besser geeignet als andere. Wer stillt, sollte dies vor einer Therapie bei seinem Arzt ansprechen.
HH