24.07.2018
Nur einer von drei Ärzten gab seinen Patienten ausreichend Zeit, ihre Situation zu erklären. Zu diesem Ergebnis kommen Dr. Naykky Singh Ospina von der University of Florida und Kollegen. Wie sie im Fachblatt Journal of General Internal Medicine berichten, wurden Patienten, die ihre Beschwerden aufführen konnten, in sieben von zehn Fällen unterbrochen – und zwar im Schnitt nach elf Sekunden. Patienten, die nicht unterbrochen wurden, hatten ihr Anliegen innerhalb von etwa sechs Sekunden vorgebracht.
Wie aus der Analyse hervorgeht, gaben Hausärzte ihren Pateinten mehr Zeit und unterbrachen sie seltener als Fachärzte. Das könnte damit zusammenhängen, dass Spezialisten meist schon wüssten, warum Patienten zu ihnen kämen, so Dr. Singh Ospina. Doch selbst bei einem Arztbesuch wegen einer sehr speziellen Erkrankung sei es unverzichtbar, genau zuzuhören: Ärzte müssten wissen, warum ein Patient zu ihm gekommen sei und welche speziellen Sorgen er habe. So könnten offene Fragen zur Erkrankung selbst und zur Behandlung geklärt werden. Mit dem nötigen Respekt und Rückfragen im Sinne des Patienten könnten Unterbrechungen zwar helfen, sagt Singh Ospina. Denn es werde dadurch möglich, das Gespräch zu präzisieren und zu fokussieren. Insgesamt sei es aber eher unwahrscheinlich, dass solche Unterbrechungen gleich zu Beginn eines Gesprächs dem Patienten nützten.
Faktoren, die zu Unterbrechungen führen, sind nach Ansicht der Forscher Zeitdruck, fehlende Kommunikationsfähigkeiten und Überlastung. In weiteren Studien wollen sie nun untersuchen, ob die Art der Kommunikation und der Behandlungserfolg zusammenhängen.
HH