04.04.2016
Wissenschaftler könnten einiges über Autismus lernen, wenn sie eine Gruppe von Menschen untersuchen würden, die diese Krankheit gerade nicht haben: Hochbegabte. Zwischen beiden scheint es eine genetische Verbindung zu geben, wie US-Forscher jetzt herausfanden.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Wunderkinder Personen sind, die rein genetisch eigentlich Autismus haben sollten“, sagt Joanne Ruthsatz, Assistant Professor für Psychologie an der Ohio State University in Mansfield. Die Autismus-Spektrum-Störung kann sich durch eine Vielzahl von Symptomen äußern. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, mit anderen zu kommunizieren. Sie verstehen Gefühle und Mimik anderer Menschen oft nicht und soziale Interaktionen fallen ihnen schwer. Typisch kann auch ein Wiederholen bestimmter Bewegungsmuster sein oder die Fähigkeit, sich intensiv auf etwas zu fokussieren. Ruthsatz zufolge besitzen Wunderkinder viele Charakteristika, die auch Autisten kennzeichnen, jedoch nicht deren Defizite. Der Ähnlichkeit scheint zum Teil eine genetische Komponente zugrunde zu liegen.
Seit 18 Jahren beschäftigt sich die Wissenschaftlerin mit Wunderkindern. Es zeigte sich, dass mehr als die Hälfte dieser Ausnahmepersonen einen nahen Verwandten mit Autismus hatte, einige sogar mehrere. „Wir haben gelernt, dass dies kein Zufall ist“, sagt Ruthsatz. Zwischen Hochbegabten und ihren autistischen Verwandten scheint es vielmehr eine genetische Verbindung zu geben. So besitzen beide offenbar eine Mutation auf dem Chromosom 1, die andere Verwandte nicht haben. Mit dieser genetischen Verbindung sei es nicht überraschend, dass Wunderkinder und Autisten einige typische Eigenschaften teilten, wie etwa die außerordentliche Aufmerksamkeit auf ein Detail und eine Tendenz zur Obsession.
HH