06.11.2019
Merken Sie die „Nachwehen“ der letzten Zeitumstellung noch? Sie sind damit nicht allein. Bei empfindlichen Menschen kann es Wochen und sogar Monate dauern, bis sich die innere Uhr umgewöhnt hat. Und das, obwohl man seit Langem weiß, dass die Energieeinsparung, das ursprüngliche Ziel der Zeitumstellung, minimal ist.
Beth Ann Malow, Professorin für Neurologie und Pädiatrie in der Abteilung für Schlafstörungen am Vanderbilt University Medical Center, kritisiert die Zeitumstellung: „Es handelt sich nicht nur um zweimal eine Stunde pro Jahr. Es handelt sich um tiefgreifende Auswirkungen auf unsere biologischen Uhren für acht Monate im Jahr. Die biologische Uhr ist strukturell im Gehirn verwurzelt und wirkt sich auf Funktionen wie Energie und Wachsamkeit aus.“ Einige Menschen sind diesbezüglich flexibler, während andere empfindlicher sind. Malow, Expertin für Autismus und Schlaf, weist beispielsweise darauf hin, dass die Zeitumstellung einige Kinder mit Autismus wochen- oder monatelang beeinträchtigt.
Bei Erwachsenen verkürzt sich die durchschnittliche Schlafdauer nach einer Zeitumstellung um 15 bis 20 Minuten, was die Wachsamkeit vermindert und z. B. das Unfallrisiko erhöhen kann. Auch die Schlafqualität leidet durch die Störung des Tagesrhythmus. Zudem wurden Zusammenhänge zwischen den Zeitumstellungen und dem Auftreten von Schlaganfällen und Herzinfarkten beschrieben. „Die Leute denken, dass der einstündige Übergang keine große Sache ist und sie ihn an einem Tag überwinden können, aber was sie nicht erkennen, ist, dass ihre biologische Uhr nicht synchron ist“, sagte Malow. Sie und ihre Kollegen kommen mit Blick auf große Studien zu dem Thema in der Fachzeitschrift „JAMA Neurology“ zu dem Ergebnis, dass es sinnvoller wäre, die Zeitumstellungen zu beenden.
ZOU