ArzneimittelGesundheit

100 Jahre Insulin: Eine Spritze rettet Leben

Lena Höppner  |  25.01.2022

Eine der größten Errungenschaften der Medizingeschichte, die Insulintherapie, feiert sein 100-jähriges Bestehen. Für viele Patienten mit Diabetes ist die Insulin-Spritze lebensnotwendig.

Flache mit Insulin und Spritze
Vor 100 Jahren erhielt zum ersten Mal ein Diabetes-Patient eine Dosis Insulin.
© BernardChantal/iStockphoto

„Wenn wir bedenken, dass bis zu diesem Zeitpunkt die Diagnose eines Typ-1-Diabetes gleichbedeutend mit dem sicheren Tod war, kann man ermessen, welche Zäsur die Entdeckung und Etablierung der Insulintherapien in der Medizingeschichte darstellt“, freut sich der Professor Andreas Neu, Präsident der Deutschen Diabetischen Gesellschaft. „Die durchschnittliche Überlebensdauer nach Diagnosestellung lag damals bei neun Monaten“, so Neu weiter.

Am Anfang der Insulintherapie steht der kanadische Chirurg Fred Banting, der damals erst 21 Jahre alte Student Charles Best und zehn Versuchshunde. Nach zahlreichen zunächst erfolglosen Versuchen gelang es den beiden im Jahre 1921, die Bauspeicheldrüse eines Hundes zu entfernen. Sie zerkleinerten diese und stellten daraus einen Extrakt her, welchem sie einem Hund, der aufgrund einer fehlenden Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produzierte, injizierten. Mit Erfolg – die Blutzuckerwerte sanken. Durch den Mangel an Versuchshunden beschlossen die beiden, fortan den Extrakt aus Kälberembryonen herzustellen.

13-Jähriger erhält 1922 die erste Insulin-Spritze

Am 23. Januar 1922 schrieben die beiden schließlich Medizingeschichte: Ein 13-jähriger Junge, der nur noch knapp 30 Kilo wog und dem diabetischen Koma nahe war, erhielt die erste je am Menschen applizierte Dosis Insulin. Diese Spritze konnte ihm 13 weitere Lebensjahre sichern, bis er an einer Lungenentzündung starb.

Seitdem hat sich die Insulinproduktion stetig weiterentwickelt. Zunächst stellte man Insulin aus Rindern und Schweinen her.  Diese Tiere eigneten sich besonders für die Produktion, da sich nur einzelne Aminosäuren unterscheiden. Mitte der 80er Jahre gelang es menschliches Insulin aus gentechnisch veränderten Bakterien herzustellen. Diese wurden alsbald von Hefepilzen abgelöst, und inzwischen gibt es auch künstliche Insuline, die schneller wirken als die natürlich hergestellten.

Insulin-Therapie hat sich stetig entwickelt

Heute bestimmt eine Vielzahl an Insulinen den Markt, die sich hinsichtlich Wirkungsgeschwindigkeit, Dauer sowie in der Applikationsart unterscheiden. Durch die Einführung der Insulinpumpe, die den Blutzucker misst und automatisch Insulin abgibt, verbesserte sich die Lebensqualität der Betroffenen immens. Die Zukunft deutet in Richtung Smart-Pens: Diese können die Dosis und Uhrzeit einer Insulin-Injektion direkt an ein elektronisches Diabetestagebuch übertragen.

Etwa drei Viertel aller Patienten, die ihre Diabeteserkrankung mit Insulin behandeln, sind mit ihrer Therapie zufrieden. Dies sind die Ergebnisse einer Umfrage im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums der ersten Insulinspritze. Lediglich beim Vermeiden von Unterzuckerungen und in einer flexibleren Gestaltung des Alltags sahen die meisten noch Verbesserungsbedarf.  Die gemeinnützige Organisation diabetesDE Deutsche Diabetes-Hilfe führte über einen Zeitraum von eineinhalb Monaten die Befragung bei 1300 Teilnehmern durch, die mit Insulin therapiert werden. Für die Zukunft wünschen sich die meisten ein schmerzfreies Spritzen sowie eine bessere Umweltverträglichkeit. Nur etwa die Hälfte der Befragten wünscht sich Insulin in Tablettenform.

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