Dr. Karen Zoufal
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27.07.2021
Genau heute vor 100 Jahren, am 27. Juli 1921, haben zwei Mediziner erstmals Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden isoliert. Damit wurde der Typ-1-Diabetes – bis dahin eine tödliche Erkrankung – behandelbar. Seitdem haben viele Innovationen die Insulintherapie verbessert.
Bevor Insulin als Medikament verfügbar wurde, konnten Menschen mit Typ-1-Diabetes nur durch eine extrem kohlenhydratarme Ernährung für ein bis zwei Jahre überleben. Deshalb wurde die erste Isolierung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden vor 100 Jahren zu einem Meilenstein der Medizin: Etwa ein halbes Jahr nach Verfeinerung ihrer Methoden und Tests an Tieren behandelten die kanadischen Mediziner Frederick Banting und Charles Best erstmals einen lebensbedrohlich erkrankten 13-Jährigen, der mit dem Insulin von Hunden weitere 13 Jahre überlebte.
Seitdem ist die Insulintherapie deutlich einfacher geworden: Hilfsmittel wie Pens zur Injektion und Messmethoden, mit denen sich der Blutzucker verfolgen lässt, erleichtern die Behandlung. Bei Insulinpumpen, die mit einem System zur kontinuierlichen Überwachung des Blutzuckerspiegels gekoppelt sind (Closed Loop genannt), erfolgt die Steuerung der Insulinabgabe sogar zu einem Großteil automatisch.
Nachdem man viele Jahre auf Insulin von Schweinen und Rindern zurückgegriffen hatte, kam vor etwa 40 Jahren besser verträgliches, gentechnisch hergestelltes Humaninsulin auf den Markt. Die gentechnische Herangehensweise erlaubte auch die Herstellung modifizierter Insuline, sogenannter Analoga, die sich in ihrer Wirkdauer und -stärke unterscheiden. Durch die Kombination eines langanhaltend wirkenden Basis-Insulins mit einem schnellwirkenden Bolus-Insulin, das zusätzlich nach Bedarf gegeben wird, kann der Blutzucker meist gut eingestellt werden. Derzeit forscht man auch an „intelligenten“ Insulinen, deren Wirksamkeit vom Blutzuckerspiegel abhängig ist. Diese dürften aber erst in einigen Jahren verfügbar werden.