Die ersten Blutspender waren keine Freiwilligen. Als im Jahr 1492 Papst Innozenz VIII. im Sterben lag, mussten drei zehnjährige Jungen als Spender herhalten, um den Kirchenobersten zu retten. Allerdings ohne Erfolg: Die Aktion endete für alle Beteiligten mit dem Tod.
Mehr Glück als Verstand
Über hundert Jahre später, nämlich am 15. Juni 1667, gelang die erste erfolgreiche Transfusion am Menschen. Der französische Arzt Jean-Baptiste Denis übertrug einen Viertelliter Blut von einem Lamm auf einen 15-jährigen Jungen. Erstaunlicherweise überlebte der Junge die Prozedur. Dieser mit viel Glück erzielte Erfolg jährt sich in diesem Jahr zum 350. Mal.
Bis erstmals erfolgreich Blut von Mensch zu Mensch übertragen wurde, sollte es aber noch ein wenig länger dauern. Etwa 150 Jahre später glückte James Blundell, dem "Vater der modernen Transfusionstherapie", ein erstes Experiment. Wenige Jahre danach konnte er eine Frau, die nach der Geburt zu verbluten drohte, erfolgreich behandeln. Die Frau hatte großes Glück. Bei weiteren Behandlungsversuchen stellte sich heraus, dass einer von drei Patienten die Prozedur nicht überlebte. Kein Wunder: Die Blutgruppen waren noch nicht entdeckt, und Blut unterschiedlicher Blutgruppen kann verklumpen, wenn man es mischt.
Eine bahnbrechende Entdeckung
Die Blutgruppen entdeckte schließlich der spätere Nobelpreisträger Karl Landsteiner: Sein AB0-System brachte ab 1900 Ordnung ins Transfusionschaos. Die Bestimmung der Blutgruppe erlaubte es Ärzten nun, geeignete Blutkonserven für ihre Patienten auszuwählen. Im Jahr 1919 wurde die erste Blutbank zur Lagerung verschiedenster Blutkonserven in den USA gegründet. Wenige Jahre später begann die kommerzielle Herstellung von Testsera zur Blutgruppenbestimmung. Damit nahm die Transfusionsmedizin Fahrt auf. Inzwischen kennt man neben AB0 noch 35 weitere Blutgruppensysteme mit vielen hundert Blutgruppen-Antigenen. Recht bekannt ist etwa der Rhesusfaktor oder auch das Kell-System.
Da Blut bisher nicht künstlich hergestellt werden kann, ist die Blutspende nach wie vor lebenswichtig. Die meisten Blutkonserven werden für Krebspatienten benötigt. Auch Patienten mit Herz- oder Magen-Darm-Erkrankungen und Unfallopfer sind häufig auf sie angewiesen. Bei lange planbaren Eingriffen kann auch auf Eigenblutspenden zurückgegriffen werden.
Sicherheit wird groß geschrieben
Blutkonserven und daraus hergestellte Arzneimittel werden heutzutage besonders gründlich getestet, damit sich die Empfänger nicht mit Krankheitserregern anstecken. Daher untersucht man die Blutspender gründlich. Zusätzlich wird auch das gespendete Blut zum Beispiel auf Hepatitis- und HI-Viren getestet. Plasmakonserven werden sogar erst nach vier Monaten und einem zweiten Test des Blutspenders für Patienten verwendet.
Übrigens: Zu Ehren Karl Landsteiners ist am 14. Juni Weltblutspendetag mit bundesweiten Aktionen.
Apothekerin Johanna Magaard